BIS/Klassik-Center BISSACD 2449
(81 Min., 12/2019) SACD
Mit seinen nunmehr auch schon 62 Jahren gehört der aus Albanien stammende und schon lange in England lebende Thomas Simaku weiterhin zu den sträflich übersehenen Gegenwartskomponisten. Denn eigentlich zwingt Simaku mit seiner Klangsprache, die bei aller formalen Komplexität von radikaler Schärfe bis zur geheimnisvollen Intimität eine große Ausdruckspalette bespielt, geradezu zum Zuhören. Ausgebildet wurde Simaku auch von dem Post-Avantgarde-Papst Brian Ferneyhough. Einem anderen Idol hat er hingegen 2011 ein Klavierstück gewidmet, das jetzt Pianist Joseph Houston für diese Porträt-CD beigesteuert hat. „Hommage à Kurtág“ lautet das Werk, das aus radikal reduzierten Ton-Gebilden, die oftmals von ohrenbetäubender Stille zerschnitten werden, eine anspringende Kraft und Wucht entwickelt. Diese mit wenigen Mitteln erzeugte, ultraspannungsvolle Gespreiztheit erinnert denn auch an den Schönberg-Schüler Anton Webern und dessen ungarischen Bewunderer György Kurtág. Und gerade Kurtágs Kunst, oftmals mit nur einer einzigen Geste eine ganze Welt entstehen zu lassen, hat sich Simaku (wahrscheinlich unbewusst) zum Vorbild genommen, als er einige der nun eingespielten Kammermusik- und Klavierstücke schrieb. Aus dem Zeitraum 2010 bis 2019 stammen die sechs Kompositionen, die in dem Pianisten Joseph Houston und dem Quatuor Diotima die perfekten Interpreten gefunden haben. Auch von bedrängender Langsamkeit und schockierenden Umbrüchen sind da die beiden Streichquartette Nr. 4 & 5 gekennzeichnet. „Lʼimage oubliée dʼaprès Debussy“ besitzt trotz aller Debussy-Düfte magische Eigenständigkeit. Und das Klavierquintett „con-ri-sonanza“ (2018) ist ein Ausbund an tosender (Un-)Ruhe – auf die man sich ebenfalls unbedingt einlassen sollte.
Guido Fischer, 05.12.2020
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