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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Ever Open Door

John Helliwell

Challenge/Bertus CR73511
(74 Min., 7/2019)

John Helliwell kennt man als den Saxofonisten, Klarinettisten und Bühnenconferencier der Poprockgruppe Supertramp. Wer nun in Erinnerung an seine Beiträge zu den Welthits der Briten ein Album mit entsprechend röhrend plakativem Saxofonspiel und angeklezmerten Klarinetten-Neckereien erwartet, könnte nicht falscher liegen.
Auf „Ever Open Door“ erweist sich der 75-Jährige vielmehr als nobel zurückhaltender Feingeist, der gemeinsam mit John Ellis an der Hammondorgel und dem Singh String Quartet geradezu sakrale Stimmung verbreitet. Die Spielhaltung der Beteiligten erinnert oftmals an June Tabors und Iain Ballamys Kammerfolk-Ensemble Quercus, dessen Gedichtvertonung „The Lads In Their Hundreds“ Helliwell als Inspiration für seine Version mit Orgelbegleitung und Cello-Solo von Ashok Klouda diente. Will heißen: Hier ist kein Ton zu viel.
Diese Beschränkung aufs Wesentliche gilt für beinahe alle Stücke auf „Ever Open Door“ – egal, ob es sich dabei um geschickt gesetzte Supertramp-Stücke wie „If Everyone Was Listening“ handelt, bei denen Klarinette und Streicher die Rolle der verschiedenen Sänger einnehmen, oder um gospelige Totenklagen wie Paulo Fresus „Del Soldato In Trincea“, Sacropoppiges wie Jim Scotts „Gather the Spirits“ oder Erwachsenen-Balladenrock wie Peter Gabriels „Washing of the Water“.
Nur im Titeltrack „Ever Open Door“ aus der Feder des Supertramp-Pianisten Rick Davies lässt sich Helliwell kurz zu heftigeren Tenorsax-Attacken und seinen typischen Growls hinreißen, ansonsten nähert er sich den Themen der bestens ausgewählten Stücke wie ein vorsichtiger Glasbläser, der um die Zerbrechlichkeit des Materials weiß.
In Kombination mit dem Streichensemble um Geigerin Rakhi Sing, das gut zwischen Ravel, rhythmisch zupackendem Spiel und kleineren Improvisationsausflügen zu vermitteln weiß, und Ellisʼ passgenauer Orgelgrundierung entsteht so ein geradezu makelloses Stimmungsbild. Wer noch unschlüssig ist, was man in der Adventszeit auflegen soll: Mit dieser Aufnahme macht man garantiert nichts falsch.

Josef Engels, 28.11.2020


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