home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5

Jackets XL

Yellowjackets, WDR Big Band

Mack Avenue/in-akustik 0321175
(70 Min., 11/2019)

Dass sich die WDR Big Band nach ihren Kollaborationen mit Gruppen und Künstlern wie Metro, Steps Ahead, Bill Laurance oder Bill Evans (dem Saxofonisten!) nun mit einer der langlebigsten Formationen im Bereich des Fusionjazz zusammengetan hat, überrascht nicht wirklich: Schließlich ist Bob Mintzer, der Chefdirigent der Kölner, nebenbei seit 1990 auch Mitglied der Yellowjackets.
Für die Produktion „Jackets XL“ ist diese Kombination ein Glücksfall. Denn weder dürfte es ein geeigneteres Jazzorchester für die großformatige Umsetzung der Musik der Ende der 1970er gegründeten Jazzpopper geben, noch ließe sich ein besserer Arrangeur und Conductor als Mintzer denken: Denn der ist eben nicht nur ein großartiger Tenorsaxofonist, der gerne zur synthetischen Instrumenten-Variante namens EWI greift, sondern auch durch die harte Big-Band-Schule von Buddy Rich und Thad Jones/Mel Lewis gegangen.
Dementsprechend Bigband-affin beginnt die Aufnahme: Das 1988 für die Yellowjackets-Einspielung „Politics“ geschriebene „Downtown“ entpuppt sich mit seinem Uptempo-Swing und seinen beboppig irrlichternden Thementeilen als willkommene Herausforderung für die WDR-Bläser – und gibt dem jüngsten Yellowjackets-Zugang, dem seit 2016 im Wespenschwarm fliegenden Australier Dane Alderson, die Gelegenheit, seine überragenden solistischen Fähigkeiten auf dem 6-Saiter-E-Bass zu zeigen.
Hierin liegt wohl auch das Geheimnis für die Langlebigkeit der Fusion-Formation: Die Band um den Keyboarder und Hauptkomponisten Russell Ferrante als Grundkonstante gelang es immer wieder mit Bravour, den Abgang von prominenten Mistreitern wie Gitarrist Robben Ford oder Bassist Jimmy Haslip zu kompensieren. Diese Geschichte schreibt die Hinzunahme der WDR Big Band in gewisser Weise fort. Der Klang mag dezidiert anders und neu sein – die Identität der Yellowjackets bleibt jedoch intakt. Es liegt an dem charakteristischen Mix aus Jazzcredibility, poppiger Eingängigkeit und Kirchen-Hymnik.
Das „Jackets XL“-Programm bildet die Bandgeschichte in dieser Hinsicht bestens ab: Da ist „Imperial Strut” mit seiner wespenartig flirrenden Pianobasslinie vom 1981er-Debüt genauso vertreten wie die soulfunkige Miles-Davis-Hommage „Dewey“ aus dem Jahr 1993; ein für die Yellowjackets typischer Pop-Shufflesong wie „Mile High“ von 1987 steht neben der 2016 entstandenen kammermusikalischen Versuchsanordnung „Coherence“.
Dass die Aufnahme mit Ferrantes Gospel-Hit „Revelation“ endet, ist in verschiedener Hinsicht würdig und recht: Die Vereinigung von Ferrante, Mintzer, Alderson, Schlagzeuger William Kennedy und der WDR Big Band ist tatsächlich eine Offenbarung. Wenn man die soundtypischen Synthetik-Modetorheiten der 1980er durch echte Bläser ersetzt, zeigt sich nämlich, wie zeitlos viele der Yellowjackets-Melodien in Wirklichkeit sind. Nicht nur für Fans ein XL-Vergnügen.

Josef Engels, 21.11.2020


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top