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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Philipp Christoph Kayser

„Scherz, List und Rache“

Annika Boos, Cornel Frey, Florian Götz, L’arte del mondo, Werner Ehrhardt

dhm/Sony 19439784912
(124 Min., 11/2019) 2 CDs

In seiner Reihe „Opern aus den Archiven der Welt“, die regelmäßig die Titelliste des CD-Musikarchivs freudvoll bereichert, ist Werner Ehrhardt neuerlich fündig geworden. In bewährter Zusammenarbeit von Bayer Kultur und dem WDR mit seinem eigenen Alte-Musik-Ensemble l’arte del mondo. Diesmal bei Kayser. Mit a. Also nicht der barocke Hamburger Gänsemarkt-Opernkönig Reinhard Keiser, der mit e, ist gemeint. Sondern Philipp Christoph Kayser (1755–1823), ein Frankfurter, inzwischen in Zürich lebender Jugendfreud Johann Wolfgang von Goethes. Deswegen hat der Herr Geheimrat, der sich neben seiner Tragödienproduktion immer wieder auch für volkstümliche Singspiele interessierte und das italienische Intermezzo als kurzes Pauseneinsprengsel zwischen ernsten Opernakte sehr mochte, ihn gebeten, sein Libretto „Scherz, List und Rache“ zu vertonen. Seit 1784 hatte Goethe daran laboriert, er wollte so eine neue Art von deutscher Oper aus der italienischen Buffa-Manier schaffen. Nach Weimarer Probeaufführungen 1787 kam es aus Missgunst und Ranküne nie zu einer echten Premiere, das Werk galt als schwach und verschwand dauerhaft in der Versenkung. Jetzt kann man freilich hören: Der trotz Kürzung auf die Hälfte noch zweistündige Vierakter ist als Commedia-dellʼarte-ähnliches Dreipersonenstück sehr spielgewitzt und bühnentauglich. Scapino und Scapine, ein junges Ehepaar, werden vom alten, geldgeilen Dottore um ihr Erbe betrogen. Im Opernverlauf führen sie ihn nach allen Regeln der Intrigenkunst ihrerseits an der Nase herum. Annika Boos (Scapine), Cornel Frey (Scapino) und Florian Götz (Dottore) gefallen mit jungem, frischem, beweglichem Vokalmaterial in dieser Weltersteinspielung. Und auch Werner Ehrhardt weiß seinen L’arte del mondo-Musikern schnell reagierende Instrumentalkunst von Weltformat zu entlocken. Ein Fundstück!

Matthias Siehler, 31.10.2020


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