Sony Classical 19075868462
(61 Min., 4/2018, 7/2020)
Julius Klengel gilt höchstens als One-Hit-Wonder. Dank seines „Hymnus“, den speziell die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker seit Urzeiten spielen. Ansonsten aber? Dabei war Klengel, seines Zeichen Zeitgenosse von Brahms und Strauss, zu Lebzeiten ein europaweit bewunderter Teufelscellist. Und neben seiner Solo-Karriere, Anstellung am Leipziger Gewandhausorchester sowie einer Professur am örtlichen Konservatorium blieb ihm noch reichlich Zeit, sich kompositorisch auszutoben. So hat er etwa vier Cellokonzerte geschrieben – von dem die Münchner Cellistin Raphaela Gromes jetzt das dritte in a-Moll op. 31 tatsächlich in einer Weltersteinspielung vorlegt. 1892 hob Klengel das hochromantisch aufgeladene und im Finale leicht tarantellahaft verspielte Werk höchstselbst aus der Taufe. Da lehnt man sich nun nicht zu weit mit der Vermutung aus dem Fenster, dass er von dem auch im Virtuosen luftig-leichten Spiel von Gromes genauso begeistert wäre wie von ihrer verlockend schönen Gesanglichkeit. In den Händen von Gromes besitzt diese Ausgrabung somit das Zeug zum Repertoireklassiker.
Über diesen Status verfügt das zweite Hauptwerk der Einspielung natürlich längst. Es ist Schumanns Cellokonzert, bei dem Gromes ebenfalls mit dem umsichtig von Nicholas Carter geleiteten Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin zeigt, wie bewegend man so eine Musik spielen kann, ohne dabei vom Ausdruck her die übliche romantische Seelenlast und -unrast zu bemühen. Komplettiert wird dieses Album von einigen Kleinigkeiten auch für Cello und Klavier (Pianist Julian Riem). Darunter finden sich der 5. „Ungarische Tanz“ von Johannes Brahms und die „Romanze“ aus Clara Schumanns Klavierkonzert. Und wer schlussendlich selbst eine für Cello und Orchester arrangierte Romanze von Richard Strauss derart herzergreifend, dabei aber gar nicht tränendrüsig hinlegen kann wie Gromes, der kann einfach alles spielen.
Guido Fischer, 17.10.2020
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