BPHR 200351
(285 Min., 12/2012, 3/2017, 4/2018, 8/2018, 3/2019, 8/2019) 5 CDs + Blu-ray Audio + Blu-ray Disc CDs
Vom Pralinenschachtel-Querformat, das leicht zerbricht und in kein CD-Regal passt, weichen die Berliner Philharmoniker nicht ab. Auch war Pjotr Tschaikowskis „Pathétique“, live wie alles hier, schon früher veröffentlicht. Man präsentiert den ersten Rundumschlag des neuen Chefs. Und siehe: Mehr eisiger Schliff als in der 5. Sinfonie von Tschaikowski ist nirgendwo zu finden. Betörend die Einzelgruppen, in denen die Geigen endlich wieder die ihnen zukommende, gischtig gleißende Höhe haben. Assoziationen zum alten Tschaikowski-Zyklus Karajans sind berechtigt.
An Beethovens Sinfonien Nr. 7 und 9 lässt sich studieren, worin die eigentliche Stärke und Radikalität Kirill Petrenkos besteht. Dies sind Florettstiche der Hyperpräzision, gepaart mit durchgehend draufgängerischem Hang zum Furioso. Das Finale der Siebten jagt wahrlich mit Affenzahn dahin. Tribut wohl an die Eiltempi der historischen Aufführungspraxis – hier eher als Ultravirtuosität eines aberwitzig herausgeforderten Super-Ensembles. Gewiss zeigen sich auch Ansätze einer Art ‚Pocket-Carlos Kleiber‘; in diesem dürfte das wahre Vorbild Petrenkos zu erkennen sein. Nur, leider: Carlos Kleiber kann man nicht kopieren.
Kommt noch die Wahl von Franz Schmidts Vierter und Rudi Stephans Musik für Orchester hinzu. Sympathisch: Er hat ein Herz für Kleinmeister. (Fehlen nur noch Suk, Glasunow und Glinka, und die Penaten kommender Petrenko-Jahre wären benannt.) Auf zwei Blu-Rays gibt’s das Ganze nochmal getrennt in hochaufgelöstem Ton und Ton & Bild. Plus 50 Minuten Interviewschnipsel, von teilweise schockierender Banalität. Kein Zweifel: Die neue Ära der Berliner Philharmoniker hat volle Fahrt aufgenommen.
Robert Fraunholzer, 10.10.2020
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