Die Oper „Powder Her Face“ und das Orchesterstück „Asyla“ gehören zu den Erfolgsstücken des englischen Komponisten Thomas Adès. Und erst kürzlich ist die Aufnahme seines Klavierkonzerts erschienen, bei dem es mit seinen diversen Stil-Infusionen ebenfalls nicht streng zeitgenössisch zugeht. Dass Adès nebenbei aber auch tadellos das Pianistenhandwerk versteht, zeigt er jetzt mit seinem Janáček-Album. Zu hören sind mit dem zweiteiligen Zyklus „Auf verwachsenem Pfad“, der zweisätzigen „Sonate 1.X.1905“ sowie der kleinen Sammlung „Im Nebel“ Janáčeks meistgespielte Klavierkompositionen. Herbe bis bittere Seelen- und Herzensmusik verbirgt sich hinter diesen Werken, die zwischen 1901 und 1912 entstanden sind. Und trotz des oftmals volksmusikalisch-vertraut erscheinenden Tons gerade im ersten Band des Zyklus „Auf verwachsenem Pfad“ scheinen diese Ausdrucksmusiken immer auch von kleinen oder wie in der Sonate von großen Tragödien und Katastrophen zu erzählen. Adès leuchtet diese mit all ihren Feinstfarbschattierungen und dramatischen Spannungsbögen aber nicht allein sehr bewegend aus. Zugleich ist seine Einspielung ein Plädoyer für einen Komponistenkollegen, dessen Klangsprache auch in diesen Klavierwerken einfach einzigartig gewesen ist.

Guido Fischer, 22.08.2020

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