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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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André Cardinal Destouches, André Campra, Georg Friedrich Händel, Henry Purcell u. a.

„Portraits de la Folie“ (Arien und Instrumentalstücke)

Stéphanie d’Oustrac, Ensemble Amarillis, Héloïse Gaillard

harmonia mundi HMM 902646
(67 Min., 9 & 10/2019)

Wenn sich ein komplettes Barockalbum der Figur der Folia, also der Verkörperung der Torheit und des Wahnsinns widmet, darf der ultimative „Folia“-Ohrwurm natürlich nicht fehlen – dieser gleichnamige Tanz, dem bekanntlich auch Arcangelo Corelli und Antonio Vivaldi über beachtlich sportliche Variationen Denkmäler gesetzt haben. Und so erklingt sogleich zu Beginn dieses Albums eine knackig dampfende Sinfonia aus Reinhard Keisers weitgehend vergessener Opéra comique „Prinz Jodelet“, in der die markante „Folia“-Initiale einen kurzen Auftritt hat. Ein gelungener Startschuss also für die bunt gemixte Hommage an die Folia, die jeden Liebenden mächtig zum Narren halten und in die pure Verzweiflung treiben kann. Davon erzählen denn auch all die Arien nicht nur aus den Barockopern der Franzosen André Campra („Les Fêtes vénitiennes“), André Cardinal Destouches („Sémélé“, „Le Carnaval et la Folie“) sowie Marin Marais (ebenfalls „Sémélé“). Da reicht der Bogen von der Lamento-Szene „From silent shades“ von Henry Purcell über Georg Friedrich Händels italienische Kantate „Ah! crudel nel pianto mio“ bis hin zu instrumentalen Schmankerln etwa von Johann David Heinichen und Jean-Féry Rebel. Von ausgelassenem Schwung bis zur schauerlich dunklen Deklamation decken so die ausgewählten Stücke ein breites Ausdruckspektrum ab, bei dem das französische Alte-Musik-Ensemble Amarillis unter seiner Leiterin Héloïse Gaillard mit dem nötigen Elan und Einfühlungsvermögen gekonnt seine Runden dreht. Bei der Solistin hingegen, der Mezzosopranistin Stéphanie d’Oustrac, gelingt nicht immer alles gleich gut. Mal präsentiert sie große und tiefe Tragödienkunst. Dann wieder läuft es stimmlich merklich forciert und unrund. Und gerade in solchen Momenten versteht man, warum die vielleicht spektakulärste „Folia“-Arie der Operngeschichte, diejenige aus Jean-Philippe Rameaus „Platée“, wahrscheinlich nicht ins Programm aufgenommen wurde.

Guido Fischer, 15.08.2020


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