Alpha/Note 1 ALP577
(145 Min., 7/2019) 2 CDs
Schon lange erfreuen sich Ludwig van Beethovens Cello-Sonaten auch im Klang ihrer Entstehungszeit großer Beliebtheit. Und immer noch hörenswert ist etwa die (inzwischen nur noch antiquarisch zu bekommende) Aufnahme aus den späten 1970er-Jahren mit dem Cellisten Zoltan Racs. Nun also kommen Nicolas Altstaedt und Alexander Lonquich auf ebenfalls historischen Instrumenten daher: Altstaedt spielt ein darmsaitiges Guadagnini-Cello von 1749 und Lonquich auf einem wohl 1826 oder 1827 gebauten Fortepiano aus einer Wiener Werkstatt. Doch im Gegensatz zu manchen Einspielungen selbst jüngeren Datums lässt dieses Duo ab den allerersten Takten seiner Gesamteinspielung der Beethovenschen Cello-Werke aufhorchen. Denn auch wenn man den Instrumenten ihr Alter natürlich anhört, so besitzen sie doch eine zeitlos anspringende Erzähl- und Strahlkraft sowie ungeheure Wärme und Zartheit. Ideale Voraussetzungen also für kammermusikalische Gespräche, denen man gebannt, bewegt und staunend zuhört. Denn was Spielwitz und Brillanz, Robustheit und Widerborstigkeit, temperamentvoller Zugriff und kostbare Intimität angeht, erweisen sich Altstaedt und Lonquich als musikalisch gemeinschaftlich atmende Partner. Das gilt gleichermaßen für die drei Variationenzyklen über die Themen von Händel und Mozart wie für die fünf Cello-Sonaten, in denen Altstaedt und Lonquich sich eben nicht nur Bälle virtuos zuspielen. Vor allem in den langsamen Sätzen und da speziell im Adagio der Sonate op. 102 wird einmal mehr aus historischer Aufführungspraxis große Klangkunst: Musik.
Guido Fischer, 01.08.2020
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