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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Sie haben sich „sozusagen am Hofe Ludwigs XIV. niedergelassen“: Thomas Dunford (Erzlaute) und Jean Rondeau (Cembalo) widmen sich der höfischen Musik im Frankreich des späten 17. und des frühen 18. Jahrhunderts. Gelegentlich gesellen sich Gäste zu ihnen – die Mezzosopranistin Lea Desandre, der Bariton Marc Mauillon, die Gambistin Myriam Rignol –, aber über weite Strecken genießen wir vor allem das innige miteinander von Laute und Cembalo. Rondeau und Dunford adaptieren Stücke, die häufig für Cembalo allein komponiert sind, für ihre Besetzung, indem sie mal im Wechsel, mal colla parte spielen, und ergänzen dadurch das Klangspektrum des Cembalos um eine warme, dunkle Note. Und sie gehen auch den umgekehrten Weg: Robert de Visées d-Moll-Suite für Theorbe und Laute wird um den Cembalo-Sound erweitert. Historisch belegbar oder nicht (das Beiheft gibt über solche Aspekte keine Auskunft): Man kann sich immerhin gut vorstellen, dass barocke Musiker auf diese Weise experimentiert und extemporiert haben. Was bei Dunford und Rondeau überzeugt, ist ihre ergiebige Kommunikation, ihr perfektes Timing im stets intensiven, engagierten Zusammenspiel. Man taucht in die Musik hinein, nein, man wird förmlich hineingedacht, denn man kann sich dem sinnlichen Reiz dieser glücklichen Kombination zweier Timbres nicht entziehen. Wenn dann gelegentlich Gesang hinzukommt, muss man sich beinahe dazu aufraffen, diese ganz neue Komponente im eigenen Hör-Horizont willkommen zu heißen. Gut gelingt dies im finalen Duett aus Jean-Philippe Rameaus „Talens lyriques“, das Desandres Mezzo und Mauillons Bariton vorteilhaft miteinander vereint und auch Myriam Rignol Gelegenheit bietet, sich an der instrumentalen Basslinie zu beteiligen. Hier – und nur hier, in diesem allzu kurzen Finale – sind alle Beteiligten einmal zusammen zu hören. Wie gesagt: Das Beiheft bietet leider kaum faktische Informationen, dafür eine subjektive Einführung der beiden Hauptprotagonisten. Will man sich also nicht mit Lexika und Musikgeschichten bewaffnen, bleibt einem nur, sich ins Hörerlebnis hineinzustürzen. Und in diesem Sinne fasziniert vor allem die reizvolle Kombination von Cembalo und Laute.

Michael Wersin, 25.07.2020


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