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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Ludwig van Beethoven, Anton Bruckner u. a.

„Eugen Jochum – The Orchestral Recordings on Philips“

Eugen Jochum, Concertgebouworkest, Bamberger Symphoniker, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Australian Eloquence/Klassik Center Kassel
(976 Min., 1951–1969) 15 CDs

Nachdem die gesammelten DG-Aufnahmen von Eugen Jochum, dem Gründungsdirigenten des BR-Orchesters, schon wiederöffentlicht wurden (teils schon wieder vergriffen), folgt hier als ‚Prequel‘ das Flickwerk aus Einzelaufnahmen, die für das Label Philips entstanden. Von Bruckner – für den Jochum eine fast so wichtige Rolle spielte wie Bernstein und Kubelik für das Werk Mahlers – kommt hier nur die Fünfte vor (1964 mit dem ihm eng verbundenen Concertgebouworkest).
Man staunt, zu welcher Radikalität frühe Interpretationsjahrgänge noch aufgelegt waren. Turbomäßig strömt und stürmt der Finalsatz dieser Fünften dahin, als wolle Jochum auf einen Schlag die Bruckner-Rezeption anstoßen. Das Scherzo bietet volkstümliche Inseln und kuriose Ringelspiele, wie man sie heute – unter feierlicheren Vorzeichen – nirgendwo mehr findet. Erstaunlich! Auch bei Strauss’ „Don Juan“ entfesselt Jochum 1952 eine Lockerheit, Aufgekratztheit, fast Frivolität, als wolle er die Finsternisse der NS-Zeit mit Macht vergessen machen; in welche er sich, als Nicht-Parteimitglied, durchaus zu integrieren gewusst hatte.
Insgesamt spricht aus den Deutungen des 1902 im schwäbischen Babenhausen geborenen, als Kirchenmusiker gestarteten Dirigenten eine Art katholisches Laissez-Faire. Eine innere Gelöstheit, womit er auch bei Beethovens neun Sinfonien gut beraten war (der 1967–1969 in Amsterdam entstandene Zyklus genoss einst hohes Ansehen). Im Klavierkonzert Nr. 1 und bei Mozarts Nr. 14 begleitet er seine Tochter Veronica Jochum von Moltke. Es sind ebenso Raritäten wie Beethovens Ouvertüre „Zur Namensfeier“ op. 115 (von 1960).
In Bayreuth galt Jochum einst als der einzige Dirigent (neben André Cluytens), der die Prügelfuge von Wagners „Meistersingern“ schlagtechnisch zusammenhalten konnte (hier enthalten leider nur beide Vorspiele). Tugenden eines Supersoliden sind es denn auch, die in dieser Box bewundernswert zu Buche schlagen. Ein perfektes Sammlerobjekt – auch wenn zuzugestehen ist, dass Jochum seine noch wichtigeren (Bruckner-)Schlachten anderswo schlug.

Robert Fraunholzer, 11.07.2020


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