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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Swallow Tales

John Scofield

ECM/Universal 0836036
(53 Min., 3/2019)

Lang, lang ist es her, da hat der Bassist Steve Swallow den elf Jahre jüngeren, damals zwanzigjährigen Gitarristen John Scofield gefördert. Die Verbindung riss nie ab; sie trafen sich seitdem in verschiedenen Bands und Projekten. Nun, nicht ganz fünfzig Jahre nach den ersten Begegnungen, ehrt Scofield den einstigen Mentor mit „Swallow Tales“, einem Trioalbum mit dem Bassisten selbst und dem Schlagzeuger Bill Stewart, auf dem sie neun Swallow-Werke aus jenen frühen Jahren fliegen lassen.
Sinnigerweise macht „She Was Young“ den Anfang – ein Song, den Sheila Jordan 1979 auf Swallows Album „Home“ sang. Damals hatte Lyle Mays einen Synthesizerteppich unter Swallows Spiel auf dem Elektrobass gelegt. Das hat sich geändert. In der 2019er-Version wurde daraus ein feinsinniger Trialog, wobei Swallow einen kontinuierlich durchtanzenden Gegenpol zu dem immer wieder stockenden, den Gestus wechselnden Spiel Scofields bildet. Mit Sticks und Besen vermittelt Stewart nicht nur zwischen beiden; seine Schläge bilden mit ihnen ein magisches Dreieck aus Integration und Eigenständigkeit. Ähnlich ist auch die Aufgabenverteilung in den übrigen acht Stücken der „Swallow Tales“.
Als Burton 1966 das Album „Time Machine“ aufnahm, spielte Swallow noch Kontrabass. Der Titel „Falling Grace“ war damals eine eher zurückhaltende Ballade mit Swallow am Kontrabass. In der neuen Version verwandelte Scofield die einst von Burtons Vibrafon getragene Melodie in ein kantiges, sprunghaftes Ereignis, das Swallow mit herrlichen Melodien auf dem Elektrobass würzt. In den „Portsmouth Figurations“, das Swallow 1967 zu Gary Burtons Album „Duster“ beigesteuert hatte, brachte der Gitarrist Larry Coryell nur ein kurzes, nahe am Thema angesiedeltes Solo ein. Ganz anders John Scofield. Er greift das einst von Burton am Vibrafon vorgestellte Thema immer wieder neu auf und entwickelt daraus ein verschlungenes Auf und Ab, Verharren und Beschleunigen, Abbrechen und Verlängern, durch das Swallows Grundidee auf immer wieder neue Art schimmert.
Welche Band schafft das schon? Vom ersten bis zum letzten Ton wirken Scofield, Swallow und Stewart wie ein einziger klangerzeugender Organismus. In permanenter Hochspannung schießt Scofield kurze, knappe Tonfolgen ab und setzt ihnen lang schwingende Passagen entgegen. Swallow hingegen lässt nahezu unendliche Bassmelodien entstehen, und Stewart scheint jede Regung der beiden zu ahnen, denn er vollzieht sie nicht nur mit, sondern wirft mit seinen Schlagfolgen auch ständig neue rhythmische Ideen in dieses Triegespräch. Je häufiger man sie hört, desto mehr erzählen die Swallow Tales.

Werner Stiefele, 13.06.2020


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