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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Elliott Carter, Lukas Foss, Ernst Krenek u. a.

Fromm Music Foundation. Twentieth Century Composers Series

Charles Rosen, Leon Fleisher, Juilliard String Quartet, Dresdner Kreuzchor, Elisabeth Söderström, Improvisation Chamber Ensemble, Luigi Dallapiccola, Ernst Krenek u. a.

Sony Classical 19439715642
(456 Min., 1955–1964) 10 CDs

Der gebürtige Bayer Paul Fromm hatte zwei Leidenschaften: Wein und Neue Musik. Mit dem Rebensaft machte er als Händler auch in den USA, wohin er 1938 emigriert war, gutes Geld. Und sein Interesse für die zeitgenössische Musik, die bei seinen Besuchen des Donaueschingen Festivals und Konzerten mit Dirigent Hans Rosbaud geweckt worden war, hielt auch in seiner Wahl-Heimat Chicago an. Der Cousin des Psychoanalytikers Erich Fromm förderte ab 1952 mit einer eigens gegründeten Stiftung die aktuelle amerikanische Musik-Szene. Bis 1972 organisierte die „Fromm Music Foundation“ Konzerte. Zudem erteilte Fromm nicht nur zahlreiche Aufträge an namhafteste, aufstrebende sowie heute leicht in Vergessenheit geratene Komponisten. In dem 1953 gegründeten und später von Sony übernommenen Epic-Label fand er einen musikalisch erstaunlich neugierigen Partner, der anscheinend keine Angst vor roten Zahlen hatte. Denn die neun Alben, die ab 1957 in der extra eingerichteten Serie „Twentieth Century Composers Series“ entstanden und jetzt gebündelt veröffentlicht worden sind, boten allesamt brandneue Anti-Bestseller-Stücke.
Dass der europäische Grundton der Moderne in jener Zeit auch in den USA allgegenwärtig war, lässt sich allein an den Lehrern von Komponisten wie Lou Harrison und Lukas Foss ablesen. Die ebenfalls in die USA emigrierten Arnold Schönberg und Paul Hindemith haben da mit ihrer hochfiebrig expressiven und spannungsgeladenen Tonsprache beachtliche Spuren bei der nachfolgenden Generation hinterlassen. Aber auch der Wiener Neu-Kalifornier Ernst Krenek und der italienische Altmeister Luigi Dallapiccola, der im amerikanischen Musik-Eldorado Tanglewood unterrichtete, haben mit ihren Vokalwerken am atonalen Idiom festgehalten, von dem sich da bereits die neue US-Avantgarde um John Cage gelöst hatte. Neben „Sestina“ für Sopran und Ensemble gibt es mit „Lamentatio Jeremiae Prophetae“ ein weiteres Werk von Krenek, das sogar vom Dresdner Kreuzchor aufgenommen wurde. Dallapiccolas Vokalzyklen wie „Cinque frammenti di Saffo“ und die „Goethe-Lieder“ haben dagegen in der schwedischen Sopranistin Elisabeth Söderström ihre ideale Sirene gefunden. Vom Streichquartett bis zu Vokalwerken und Konzerten reicht das Gattungsspektrum dieser Box, die von einer Bonus-CD mit Klavierwerken unter anderem von Aaron Copland und Roger Sessions sowie dem Pianisten Leon Fleisher abgerundet wird. Und besonders ein Werk darf bei dieser Retrospektive natürlich nicht fehlen. Es ist das rhythmisch gereizte Doppelkonzert für Cembalo, Klavier und zwei Kammerensembles von Elliott Carter, das Paul Fromm einmal voller Stolz und in Anlehnung an Strawinskis epochalen Coup als den „Feuervogel seiner Stiftung“ bezeichnet hat.

Guido Fischer, 30.05.2020


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