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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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César Franck

Sinfonie, „Ce qu’on entend sur la montagne“

Mikko Franck, Orchestre Philharmonique de Radio France

Alpha/Note 1 ALP561
(67 Min., 3 & 6/2019)

Obwohl César Francks d-Moll-Sinfonie längst auch diskografisch zum Kernrepertoire großer Orchester gehört, bietet sich eine Neubetrachtung gerade im Beethoven-Jahr besonders an. Schließlich war Monsieur nicht einfach nur Fan des Bonner Meisters. Von der Tonart und der Themen-Bündelung im letzten Satz her hatte sich Franck mit seinem Orchesterwerk offensiv zum Einfluss von Beethovens Neunter bekannt. Doch die Aufnahme durch das Pariser Orchestre Philharmonique de Radio France unter seinem finnischen Chefdirigenten Mikko Franck ist viel mehr als nur ein etwas anderer Beitrag zum Beethoven-Fest 2020. Unter den tatsächlich wenigen jüngeren Einspielungen, die dieses urromantische Stück endlich mal nicht als akustische Klebmasse geboten haben, zählt die unter Francks Nachnamensvetter unbedingt zu den besten. Das liegt nicht nur daran, dass das französische Orchester diese Sinfonie scheinbar im Blut hat. Mikko Franck hat einfach mal auf den traditionellen Wagner-Weihrauch verzichtet und stattdessen auf eine transparente und doch stets körperreiche Klangkultur gesetzt, bei der das Francksche Pathos und Melos jetzt erstaunlicherweise leichte „weltliche“ Tschaikowski-Züge besitzt (allein das ohrwurmartige Thema zu Beginn des Finalsatzes könnte glatt den Alternativsatz zu einer reifen Tschaikowski-Sinfonie ankündigen). Trotz dieser dezenten musikalischen Umbewertung verliert die Sinfonie dennoch nichts an der süchtigmachenden Franckschen DNA und seinem Gespür fürs klangkulinarisch Wohlige und Umhüllende.
Die d-Moll-Sinfonie ist aber nicht die einzige Großtat auf diesem Album. Die zweite ist die Sinfonische Dichtung „Ce qu’on entend sur la montagne“, die Franck 1847 auf das gleichnamige Gedicht Victor Hugos geschrieben hat. Bei dem Titel mag es diesem oder jenem in den Ohren klingeln. Zu Recht. Denn nahezu gleichzeitig hat ebenfalls Franz Liszt diese Ode mit seiner allerersten Tondichtung verewigt. Was zwangsläufig die Frage aufwirft, wer denn nun der eigentliche Geburtsvater dieser Gattung war: Liszt oder doch Franck? Jedenfalls verströmt dieses rund halbstündige Stück, das sich um die „Stimmen der Natur und der Menschheit“ dreht, nicht nur eine „heilige“ Ruhe und Atmosphäre. Mit den magischen Liegetönen, die an Charles Ivesʼ „The Unanswered Question“ erinnern, erwies sich Franck genauso als Mann der Zukunft wie mit einer rhythmisch in sich kreiselnden Statik, auf der viel später der Minimal-Music-Gläubige Philip Glass sein ganz Klangdenken aufbaute.

Guido Fischer, 16.05.2020


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