home

N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Gabriel Fauré

„In Paradisum“ (A Fauré Recital Vol. 2)

Louis Lortie

Chandos/Note 1 CHAN 20149
(75 Min., 10/2019)

Erneut widmet sich der franko-kanadische Pianist Louis Lortie der Musik von Gabriel Fauré: Im zweiten Teil seines Fauré-Rezitals begeistert er mit einer ansprechenden Auswahl von Stücken aus dem umfassenden Klavierwerk des Franzosen, das bei uns nach wie vor kaum bekannt ist. Spannend etwa „Thème et Variations“ cis-Moll op. 73: ein Variationszyklus, bei dem Fauré seine Kreativität auf harmonischer Ebene offenbar bewusst zügelt, dafür aber auf den Ebenen der Satzstruktur und der von Variation zu Variation wechselnden Spielfiguren ein hohes Maß an Erfindungsreichtum unter Beweis stellt. Oder die große, großartige Ballade Fis-Dur op. 19, eines der bekanntesten Klavierwerke Faurés, hier in der Version für Klavier solo präsentiert: ein wunderbar vielschichtiges, satztechnisch dichtes Kleinod, in dem Fauré auf der materiellen Basis einer eingangs vorgestellten lyrischen Kantilene per entwickelnder Variation einen gewaltigen musikalischen Bogen schlägt. Louis Lortie vermag all diese fesselnde Musik auf schlichtweg vollkommene Art zum Klingen zu bringen, weil er sich sowohl technisch als auch interpretatorisch dem verzwickten, komplexen Klavier-Idiom Faurés mehr als gewachsen zeigt: Die polyphonen Verflechtungen des musikalischen Satzes, das permanent neu gemischte und stets über sämtliche Lagen und beide Hände verteilte Miteinander von Haupt- und Nebenstimmen erfordert eine beachtliche Unabhängigkeit nicht nur der Hände, sondern auch der Finger und die Fähigkeit, einen Klaviersatz von oftmals gerade sinfonischer Weite zu imaginieren. Einzuschränken ist dieses Lob allein dort, wo sich Lortie auf dem Wege der Transkription an Faurés Vokalmusik heranwagt: Seine Bearbeitung des Sopransolos „Pie Jesu“ aus dem „Requiem“ überzeugt überhaupt nicht, weil Lortie das Metrum merkwürdig verzieht und dabei im Detail kleine Verzögerungen und Ritardandi an Stellen anbringt, wo es eine Sängerin schon allein aus sprachlichen Gründen niemals tun würde. Somit bleibt dieses einleitende Experiment ein merkwürdiger Kontrapunkt in einem sonst grandios gelungenen Programm.

Michael Wersin, 09.05.2020


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


Abo

Top