Sony 19075882982
(46 Min., 4/2019 & 6/2018)
Das klassische Violinkonzert, das enormen Interpretationsspielraum bietet, ist zwar auch im 20. Jahrhundert nie ganz verschwunden (ein solches Meisterwerk ist etwa Alban Bergs „Engel“-Konzert). Doch gerade die beiden Violinkonzerte, mit denen der Schweizer Geiger David Nebel nun sein Debüt-Album gibt, besitzen eine Klangsprache, bei der der individuelle Ausdruck hinter dem oftmals motorischen Gefüge verschwindet. Trotzdem muss man das bekannte Violinkonzert von Igor Strawinsky von 1931 sowie das ein halbes Jahrhundert später komponierte Konzert von Minimal Music-Guru Philip Glass erst mal so engagiert, so feurig und nervenstark-virtuos spielen, wie Nebel es jetzt vorgelegt hat. Begleitet von Kristjan Järvi und dem Baltic Sea Philharmonic flitzt und hechtet er bei Strawinsky quer durch das neo-klassizistische Gefüge, dass es nur so ein fulminantes und furioses Ereignis ist. Aber selbst diejenigen, die mit den dahinmäandernden Rhythmusschleifen und den sich daraus entwickelnden süßlichen Melodien von Philip Glass nichts anfangen können, werden doch erstaunt sein, welche hypnotische Kraft und magische Tiefe diese Musik entwickeln kann, wenn sie von solchen Musikern angegangen wird. Denn nicht nur Nebels Ton besitzt etwa im langsamen Satz und da bei aller gebotenen Kargheit Rückgrat und immensen Ausdruck. Järvi und in diesem Fall das London Symphony Orchestra entwickeln ein ultrafeines Klangfarbenspektrum, das man so in der Musik von Glass noch nicht wahrgenommen hat.
Guido Fischer, 09.05.2020
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