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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Erkki-Sven Tüür

9. Sinfonie „Mythos“, „Incarnation of Tempest“, „Sow the Wind…“

Estonian Festival Orchestra, Paavo Järvi

Alpha/Note 1 ALP595
(60 Min., 07/2016, 01/2018, 07/2019)

Manchmal können Cover doch sehr sprechend und genau richtig sein. Sitzen zwei nicht mehr junge Männer am Strand, grauhaarig und kahlköpfig, beide in schwarzen Jeans und T-Shirt. Die Stühle betonen die gestellte Situation. Es ist sonnig, hinter flachen Felsen wellt sich ein nordisch ruhiges Meer bis zum Horizont. Das beschreibt den Inhalt wie die Interpreten von „Mythos“ sehr schön. Denn Erkki-Sven Tüür (60), Estlands nach Arvo Pärt zweitberühmtester Komponist, und Paavo Järvi (57), nach seinem Vater Neeme Estlands berühmtester Dirigent, sie kennen sich gut, haben früher gemeinsam als ein wenig angry young men in einer Rockband gespielt. Diese Schlachten sind geschlagen, jeder hat längst seinen Platz in der Klassik gefunden. Und jetzt haben die Freunde sich in einem von Järvis Herzensprojekten, dem Estonian Festival Orchestra vereint und führen Tüürs Musik auf. So wie dies auch jedes Jahr beim Pärnu Festival, dem musikalischen Familienfest der Järvi-Familie, auf dem Programm steht und wo diese Livemitschnitte mit dem exzellenten Festivalorchester entstanden sind. Wieder bannt einen Tüürs kluge, doch atmosphärische Musik einer gemäßigten Moderne. „Mythos“ ist ein Auftrag zum 100. Jahrestag der Staatsgründung, die halbstündige Sinfonie in einem Satz tönt nicht offiziell, sie scheint dieses herbe Land in weichem Licht zu durchforsten, geräumige Klangflächen wechseln mit stimmungsvoll variablen, kleinteiligen Entwicklungen. „The Incantation of Tempest“ ist ein feinfühliges, kurzes Werk, entstanden für die Encores-Serie der Bamberger Symphoniker. „Sow the Wind...“ erweist sich als still beginnender, sich aggressiv, aber machtvoll orchestriert steigernder Zwanzigminüter, über den Zustand der Wind säenden und Stürme erntenden Welt. Nicht platt, eher hilflos, aber nachdrücklich melancholisch anklagend. Und somit sehr heutig.

Matthias Siehler, 04.04.2020


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