In den 1950ern träumten manche Musiker davon, den Jazz zu einer improvisierten Kammermusik weiterzuentwickeln. Einer davon war der Klarinettist Jimmy Giuffre. Auf dem Album „Triple B“ erwecken die „Symmethree“ des Kontrabassisten Henning Sieverts den Eindruck, als hätten sie sich von den „Giuffre 3“ inspirieren lassen und deren Gedankenwelt in die Gegenwart (und die eigene Spielpraxis) geholt. Ein Glücksfall, denn selten werden derart durchgereifte Stücke eines kammermusikalischen Jazz gespielt oder veröffentlicht.
Johann Sebastian Bach hat es dem Trio angetan – aber die Musiker gehen mit ihm anders um als Jacques Loussier, der um 1960 die Originalnoten zum Swingen brachte. Sieverts und seine Partner spielen einzig in „Hexabach“ auf ein Bach-Motiv an: das der Sarabande aus Bachs fünfter Cellosuite. Ansonsten genügen ihnen die Töne B-A-C-H als Ausgangspunkt für vierzehn weitere Stücke.
Dabei verneigen sie sich vor dem Thomaskantor gleich zu Beginn der Disc mit einer verblüffenden Synthese aus John Coltranes „Giant Steps“-Motiv mit „B-A-C-H“. Es taugt aber zur Blues-inspirierten Nummer „Queer“ oder – in „Glückbach“ – einer Wanderung der Tonfolge „B-A-C-H“ durch alle drei Instrumente, also die von Nils Wogram, Ronny Graupe und Henning Sieverts gespielten Posaune, Gitarre und Kontrabass beziehungsweise Cello.
So vertrackt die einzelnen Ableitungen aus dem „B-A-C-H“-Motiv auch im Einzelnen sind, behalten die fünfzehn Stücke dennoch klanglich nachvollziehbare Strukturen, in denen die Funktionszuweisung in Begleiter und Solist aufgehoben ist. Die drei Instrumente rücken in stetem Wechsel in den Vordergrund und ziehen sich wieder zurück. Durch diesen ständigen Führungswechsel ergeben sich in der formal strengen Musik unauffällig immer wieder andere Klangfärbungen. Daran hätte vielleicht sogar der Thomaskantor seine Freude gehabt.

Werner Stiefele, 29.02.2020

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