Carpe Diem/Note 1 CDR16320
(59 Min., 3/2018)
„Die Laute ist in Frankreich als das edelste aller Instrumente geschätzt, und zwar auf Grund der Zartheit ihres Gesangs, der Anzahl und Harmonie ihrer Saiten, ihres Umfangs, ihrer Stimmung und der Schwierigkeit, sie vollkommen zu schlagen.“ 1636 brachte ein gewisser Père Marin Mersenne diese Zeilen zu Papier, um nicht nur vom Wesen der Laute zu berichten, sondern auch von ihrem Ansehen. Und so konnte er bilanzieren, die Laute hätte „eine solche Autorität über die anderen Saiteninstrumente gewonnen, dass diese kaum mehr etwas gelten“. Und dass die Lautenmusik geradezu zum idealen Klangspiegelbild des verfeinerten und empfindsamen Geschmacks wurde, verdankte sich Ennemond Gaultier, der auch Vieux Gaultier genannt wurde. Mit diesem Großmeister und vier zu einer Suite zusammengestellten Sätzen eröffnet denn auch der japanische Lautenist Toyohiko Satoh auf einem Instrument von 1611 sein frankofones Barockrecital. Und sofort wird deutlich, warum Satoh sein Album „Iki“ benannt hat. Dieser Begriff steht im Japanischen für eine Ästhetik der Einfachheit und Raffinesse, die bis ins frühe 17. Jahrhundert zurückgeht. Und allein schon die Piècen von Monsieur Gaultier strahlen in ihrer Schnörkellosigkeit und ihrer Ausdruckskonzentration auf das Wesentliche derart alles an Zauber und Zartheit aus, dass man diese Musik am besten nur im stillen Kämmerlein genießen sollte. Ähnliche Züge besitzen ebenfalls die weiteren Sarabanden, Couranten sowie Charakterstücke wie etwa ein für die französische Barockmusik typisches Klang-„Tombeau“, die allesamt aus den Federn von Komponisten der Generation nach Gaultier stammen. Neben Werken der bedeutenden Lautenisten François Dufaut und Charles Mouton begegnet man da auch Stücken des in den Niederlanden wirkenden und heute in Vergessenheit geratenen Franzosen Johannes Fresneau. Auch dessen extrem minimalistische und streng durchstrukturierte Werke strahlen bei Toyohiko Satoh gleichermaßen Würde, Maß und Klugheit aus.
Guido Fischer, 11.01.2020
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