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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Sebastian Bach

Sei Solo – Die Sonaten und Partiten für Violine solo

Thomas Zehetmair

ECM/Universal 002894818558
(126 Min., 8/2016) 2 CDs

Zwei historische Violinen hat Thomas Zehetmair für seine nach 2007 zweite Gesamteinspielung des Bachschen Opus magnum für Solo-Violine mit ins Studio bzw. in die Propsteikirche des kleinen österreichischen Dorfs St. Gerold gebracht. Bei den Partiten kommt ein Instrument zum Einsatz, das ein Südtiroler Anonymus möglicherweise 1685 und damit im Geburtsjahr von Johann Sebastian Bach gebaut hat. Die Sonaten spielt Zehetmair hingegen auf einer Eberle-Geige aus dem Todesjahr des Komponisten 1750. Nun könnte man diese zeitlichen Parallelen für eine leicht übertriebene Form der historischen Aufführungspraxis halten. Doch für solche Gimmicks ist ein Musiker wie Zehetmair, der sein Können auf dem Gebiet der Originalklangpflege unter anderem bei den Harnoncourts gelernt hat, nicht zu haben. Vielmehr entschied er sich, wie er jetzt im Booklet unterstreicht, ausschließlich wegen des Klangs der Instrumente für ihre entsprechende Aufgabenverteilung. Akustisch, aber auch in ihrem Gehalt tun sich dabei im Laufe der abwechselnd präsentierten Partiten und Sonaten nicht etwa Gegenwelten auf. Vielmehr begleitet man Zehetmair und seinen Barockbogen fasziniert und gespannt dabei, wie er diese immer wieder zu Heiligtümern der Violinliteratur und überhaupt der Musikgeschichte verklärten Werke geradezu erdet.
Natürlich kann Zehetmair Schönklang und Liebreiz. Wie etwa in der „Loure“ der beliebten E-Dur-Partita. Doch solche Momente des Mit-sich-im-Reinen-Seins sind eher die Ausnahme bei dieser Gesamteinspielung, die nicht allein in den Tempi und den dynamischen Kontrasten bis ans Äußerste geht. Zehetmair entpuppt sich auch dank seiner überragenden spieltechnischen Möglichkeiten als ein fulminanter Klangbaumeister und zugleich als ein Musiker, der den Zuhörer an die Hand nimmt und ihn auch zu den bislang unentdeckten Ecken und Winkeln dieser so scheinbar vertrauten Werke führt. Kein Wunder, dass da selbst die riesige „Chaconne“ ihre einschüchternden Dimensionen zugunsten einer Nähe und Unmittelbarkeit verliert, dank derer man mit großem Staunen plötzlich winzigste Farbnuancen und feinste Klanglinien von einer ungeheuren bewegenden Kraft wahrnimmt. Auch das spielt Thomas Zehetmair mit der Gewissheit, dass all das ja eigentlich in den Noten steht – nur eben keinem bislang aufgefallen ist.

Guido Fischer, 11.01.2020


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