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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Strange Bird

Jean-Paul Estiévenart Quintet

Outnote/Note 1 OTN630
(54 Min., 7/2019)

Es lebe die Vielfalt. Der belgische Trompeter Jean-Paul Estiévenart segelt mit seinem Quintett durch weite, wohlklingende Landschaften, lässt sich in den Aufwinden treiben und trotzt kräftigen Stürmen. Ein komischer Vogel? Eher nicht, auch wenn der Albumtitel dies andeutet. Wohl aber einer von jenen Musikern, die sich im breiten Feld des modernen Mainstreams wohlfühlen und ihre Melodien gerne in lange, verschlungene Ketten sowie ein stimmungsvolles Ensemble einbinden.
Dabei ist ihm der Gitarrist Romain Pilon ein ebenbürtiger, geistesverwandter Partner. In bester Übereinstimmung fügen sich ihre Linien in „Barcelona“ und „Con Pasión“ zusammen. Der Pianist Nicola Andrioli Piano, der Kontrabassist Nicolas Thys und der Schlagzeuger Antoine Pierre garantieren den fürs Weiterkommen notwendigen Antrieb und Flügelschlag.
Sonderlich neu ist das alles nicht. Wohl aber bestens aufeinander abgestimmt und von dezenten, hintergründigen Spannungsfäden durchdrungen. Dank der meist zurückhaltenden, zwischendurch aber bei leisem Ton opulent ausufernden Klavierbegleitung und der wie aus einem Nebel aufklingenden Trompetentöne prägt die Titelballade „Strange Bird“ eine leise, zurückhaltende Melodie, die eine zwischengeschaltete, raschere Passage nur kurz durchbricht.
In „Henri“ schiebt der als Gast hinzugezogene Altsaxofonist Logan Richardson das Quintett zu freien, rauen Improvisationen, findet sich dann aber auch mit seinen Partnern in konzentrierten, sorgfältig ausgearbeiteten Ensembleklängen zusammen. In „La Caseta“ grundiert der Kontrabass die Töne der anderen wie ein beständig rumorender Generator in einer Urlaubspension die Gespräche so lange untermalt, bis man ihn zwar wahrnimmt, aber letztendlich überhört.
Den verträumten Gegenpol liefert eine zarte, zunächst nur von Klaviertupfern begleitete Trompetenmelodie in „Inés 11“, wobei hier Estiévenarts fast vibratoloser Trompetenton an den von Miles Davis erinnert. „Bert’s Sketch“ hat mehr Biss und Tempo und in der Schlussnummer „Sshhh!!!“ driften das Quintett und sein Gastsaxofonist Logan Richardson mit sanften Melodiebögen ins Offene, Unbekannte, Freie. Wer die Disc nun wieder von vorn hört, der spürt den weiten Abstand zwischen der kompakten Energie der Eröffnungsstücke und diesem Abschluss durch den unbeschwerten Gedankenflug.

Werner Stiefele, 21.12.2019


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