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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Hans Fährmann

Motetten

Frieder Bernius, SWR Vokalensemble

Carus/Note 1 CAR83499
(57 Min., 2/2017, 3/2018)

Frieder Bernius at his best: Mit einem hervorragenden Ensemble (diesmal allerdings nicht sein eigener Kammerchor, sondern das Vokalensemble des SWR) präsentiert er der staunenden Hörerschaft unbekanntes Repertoire – durch detailversessen genaue Erarbeitung so perfekt verklanglicht, dass es beim ersten Hören unmittelbar „einschlägt“. So lernten wir nun über Jahrzehnte hinweg immer neues Repertoire kennen, das heutzutage nicht zuletzt durch die begleitende editorische Tätigkeit des Carus-Verlags leicht verfügbar ist und teilweise Standardrepertoire werden konnte. Auch die Motetten des vergessenen sächsischen Komponisten Hans Fährmann (1860–1940) sollen demnächst im Notentext erscheinen.
Allerdings werden sie vielleicht nicht ganz so reibungsfrei wie manches andere in der Chorlandschaft Verbreitung finden können: Für die avancierte, komplexe Harmonik, die einen wesentlichen Reiz der Musik von Fährmann ausmacht, ist in der Regel ein mehr als vierstimmiger Chor nötig, und die unbestechliche Intonationsreinheit, mit der Bernius die teils gar der Jazzharmonik verwandten Klänge zum Erlebnis macht, ist für „Normalsterbliche“ nur schwer zu erreichen. Dabei ließe sich Fährmann prinzipiell ohne Weiteres einreihen in jene Reihe von Chorkomponisten von Mendelssohn über Becker bis Rheinberger und Reger, die Bibeltext nach dem wiedererstandenen vokalpolyphonen Ideal der Renaissance a cappella, aber bereichert um die zeitgenössische Harmonik in Töne setzten. Tendenziell aber fällt die Chormusik Fährmanns, soweit das vom Höreindruck her auszumachen ist, weniger polyphon bzw. imitatorisch aus als etwa diejenige Albert Beckers. Dafür taucht Fährmann deutlich tiefer als die späten Romantiker des ausgehenden 19. Jahrhunderts in den harmonischen Farbkasten: Mit süffigen Septim-Non-Akkorden, aber auch vielen alterierten oder um dissonantere Reiztöne bereicherten Klängen unterstützt er den Fluss der Rede und akzentuiert einzelne wichtige Worte im Rahmen einer oft ganz homophonen Setzweise. Die Tonalität verlässt er dabei nie, aber er erweitert sie auf ungeheuer reizvolle Weise. Fährmanns Motetten – ein Faszinosum ersten Ranges! Zu Recht dankt Bernius in einem persönlichen Beihefttext Dieter Zeh, der diese unglaublicherweise vergessene Musik wiederentdeckt hat. Sie stellt eine maßgebliche Bereicherung des avancierteren Chorrepertoires dar.

Michael Wersin, 07.12.2019


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