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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Albert de Rippe

„Un perfaict sonneur de leut“ (Lautenwerke)

Paul O’Dette

harmonia mundi HMM 902275
(76 Min., 9/2016)

Die Musikgeschichtsbücher sind bekanntlich randvoll mit Komponisten, an denen sich angesichts lückenhafter Datenlage die Biografen die Zähne ausbeißen. Der italienische Renaissance-Lautenist Albert de Rippe ist so ein Fall. Nicht nur sein Geburtsjahr 1500 steht auf wackligen Füßen. Auch weiß man nicht, ob er nun in Mantua oder doch im südlicher gelegenen Ripa zur Welt kam. Zudem streiten sich die Gelehrten darüber, ob Rippe bereits 1518 oder doch ein Jahrzehnt später in den königlichen Dienst von Franҫois I. eingetreten ist. Immerhin ist gesichert, dass er zu Lebzeiten die Veröffentlichung seiner Werke untersagte – was nach seinem Tod sein Schüler Guillaume Morley übernehmen sollte. Entsprechend der musikalischen Moden, die im 16. Jahrhundert bei den Lautenisten beliebt waren, finden sich in Rippes Nachlass neben Fantasien und Tänzen auch zahlreiche sogenannte „Intavolierungen“, also Bearbeitungen von Vokalwerken wie Chanson und Motette.
Der amerikanische Lautenist Paul O´Dette hat nun eine exemplarische Auswahl aus Rippes Œuvre eingespielt – wobei er zwischendurch immer wieder seinen sechschörigen Lautennachbau, dem ein Renaissance-Instrument von Magno Tieffenbrucker Modell stand, gegen vierchörige Renaissance-Gitarren eintauscht. Und wie bereits bei seiner Einspielung von Werken des Rippe-Zeitgenossen Francesco da Milano gelingt es dem mit dieser Musikepoche auf Du und Du stehenden Meisterinterpreten, jedes der 25 Stücke in eine beredte, ausdrucksvolle Kostbarkeit zu verwandeln. Magische Intimität durchströmt das von Pierre Sandrin stammende und von de Rippe bearbeitete Chanson „Douce mémoire“. In höchst poetische Klangkonzentrate verwandeln sich bei O´Dette auch die Pavanen sowie ein zauberhaftes Echo-Spiel im gleichnamigen „L´eccho“. Und selbst auf der absoluten Kurzstrecke, wie in der noch nicht einmal einmütigen „Galliarde Piemontoise“, verschmelzen rhythmischer Schwung und leicht bittersüßes Ausdruckskolorit zu einem wertvollen Kunstwerk en miniature.

Guido Fischer, 23.11.2019


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