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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Painting Music

Carsten Dahl

(55 Min., 2019)

ACT-Chef Siggi Loch liebt außerordentliche Pianisten, hat ein Faible für Musik aus Skandinavien und ist überdies Kunstsammler. Vor diesem Hintergrund erscheint es schon fast wie ein Wunder, dass Carsten Dahl erst jetzt sein Debüt für Lochs Label gibt. Denn der 1967 geborene Kopenhagener ist nicht nur einer der markantesten Klavierspieler Dänemarks, sondern auch Maler – was ihn im Jazzbereich unter anderem mit Miles Davis oder Daniel Humair verbindet.
Man fühlt sich also nicht nur wegen des Plattentitels „Painting Music“ dazu aufgerufen, Dahls Bilder auf Front- und Rückseite des Albumcovers seines ACT-Einstands in Bezug auf seine Musik zu setzen.
So wirkt etwa der Albumeinstieg „Sailing With No Wind“ ähnlich nordisch, zart und figurativ wie der durch einen pastellfarbenen Winterwald stapfende Søren Kierkegaard auf Dahls Gemälde im Bookletinneren. Der Pianist und seine beiden langjährigen Trio-Mitstreiter Nils Bro Davidsen am Kontrabass und Stefan Pasborg am Schlagzeug lassen sich entspannt treiben und locken den Zuhörer dabei auf eine schneeverweht falsche Fährte. Denn die Spezialität des Trios ist es auf „Painting Music“ nämlich, Standardware des Jazz aus ihrem wohligen Dämmerschlaf zu wecken.
„All The Things You Are“, „Somewhere Over the Rainbow“, „Blue In Green“ oder „Autumn Leaves“ werden mit kühnem Strich übermalt. Die Melodien bleiben zwar erkennbar, doch die Linien, mit denen Dahl sie nervös skizziert, sind umgeben von knorrigen Schatten und gegenläufigen Bewegungen von Bass und Schlagwerk.
So ähneln diese Interpretationen – die von der mit Thelonious Monk liebäugelnden Eigenkomposition „Bluesy In Different Ways“ und dem dänischen Volkslied „Jeg gik mig ud en Sommerdag“ umrankt werden – der tongewordenen Umsetzung des Album-Covers. Der Geiger, den Dahl da gemalt hat, erscheint ähnlich reizvoll verrätselt wie die Songs auf der CD. Allerdings muss jeder Hörer für sich selbst prüfen, wie sehr ihn das dissonante Mitsingen des Dänen stört. Nicht nur als origineller Standard-Bearbeiter wandert Dahl in den Fußstapfen Keith Jarretts.

Josef Engels, 02.11.2019


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