DG/Universal 4837071
(315 Min., 4/2017 - 4/2019) 5 CDs, CDs + Blu-Ray Audio
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WSO (Solo Musica)/Sony WS017
(63 Min., 5/2017)
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Ein Duell der Giganten? Nein, das dann doch nicht. Aber der 250. Geburtstag Beethovens hat ein kurioses Wettrennen an der blauen Donau ausgelöst. Quasi zeitgleich haben die beiden großen dortigen Orchester, die Wiener Philharmoniker und die Wiener Symphoniker, neue Aufnahmen-Zyklen der Sinfonien gestartet. Die Symphoniker sind unter ihrem dynamischen, leider schon wieder scheidenden Chef Philippe Jordan erstmals seit 20 Jahren mit der kompletten Folge angetreten, konzentriert wurden alle Neune schon 2017 live mitgeschnitten und in regelmäßiger Folge veröffentlicht, bis jetzt die Neunte das spritzig-kontemplative Finale setzte – Ende Oktober erscheint bereits das auf fünf CDs Erspielte als Komplettbox. Parallel folgt jetzt die Konkurrenz mit ihrer über zwei Jahre aufgenommenen Box. Die Philharmoniker haben sich als Gast den vielgefragten Andris Nelsons geliehen. Sie spielen diese Benchmark circa alle zehn Jahre neu ein, nach Simon Rattle und Christian Thielemann steht jetzt mit dem Letten einer der Generation Vierzig am Pult des Traditionsorchesters.
Doch der gemeinsame Nenner beider Aufnahmen ist eigentlich nur der Singverein für den „Götterfunken“ zur rechten Zeit. Der 44-jährige Jordan legt einen überlegen disponierten Zyklus vor, entspannt, fein ausgehört. Historisch informiert, aber auch mit Wiener Schmäh, beweglich, aber sich immer wieder auch Zeit lassend. Ein Traditionsorchester schlägt hier Funken, überdenkt Überkommenes, findet zwanglos organisch einen neuen, schlanken, aber nicht schlichten Beethoven-Ansatz.
Ganz anders hingegen die Deluxe-Konkurrenz. Während Nelsons gleichzeitig einen sanglich-schlichten Bruckner-Zyklus mit seinem Leipziger Gewandhausorchester einspielt und alle Schostakowitsch-Sinfonien mit dem Boston Symphony, dem er ebenfalls vorsteht, kann er als Gast der Wiener nicht wirklich überzeugen. Die Wahl der Tempi wirkt kurios, die Übergänge wirken oft verhetzt, vor allem was die Streicher-Bläser-Balance anlangt. Es mangelt an Dramatik und Unmittelbarkeit des Ausdrucks. Spannungsarm, wenig brillant fließt es zu häufig vor sich hin. Es fehlt an Tiefe und melodischer Eleganz. Krampfig klingt das, am ehesten gelungen sind noch die ersten beiden Sinfonien.
Matthias Siehler, 02.11.2019
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