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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Werke für Clavichord

Christopher Hogwood

DHM/Sony BMG 82876 83288-2
(74 Min., 10/2004) 1 CD

"The Secret Mozart" lautet der Titel dieser CD, und natürlich fragt man sich: Gibt es tatsächlich noch Geheimes bei diesem bis auf die letzte Note abgespielten Komponisten zu entdecken - und wenn ja, in welchem Giftschrank mag das brisante Material verwahrt werden? Die Antwort überrascht: Der Giftschrank befindet sich in Mozarts Geburtshaus und zwar in Gestalt von Mozarts Clavichord. Es ist das Instrument, auf dem der Komponist unter anderem die Zauberflöte und das Requiem komponierte. Der unscheinbare Kasten hat es in sich. Hört man Mozarts Klavierwerke auf ihm, wird man entweder an der Urteilsfähigkeit des Komponisten in Bezug auf Instrumente zweifeln - oder sich bewusst werden, wie krass Darbietungen seiner Werke auf einem modernen Klavier von den Klangvorstellungen des Komponisten abweichen. Am frappierendsten ist die Wirkung des Diskants: Nachdem man den ersten Schock über die geringe Lautstärke überwunden hatte, hört man einen betörenden, silberglöckchenzarten Klang. Der eignet sich zwar kaum zur Darstellung eines pompösen Fortes, dafür bekommen die auf dem modernen Klavier und selbst auf dem Hammerflügel oft so öden Begleitfiguren aus gebrochenen Akkorden einen Sinn: Sie begleiten die Melodie wie das flirrende Spiel einer Mandoline. Der Bass überzeugt nicht in dem gleichen Maße; dass er oft arg pappig und stumpf wirkt, könnte am Instrument und an seinem Erhaltungszustand liegen, hat aber vermutlich auch mit dem nicht ganz so differenzierten und leichten Anschlag von Christopher Hogwoods linker Hand zu tun. Einen guten Vergleich der Stärken und Schwächen von Mozarts Clavichord bietet Hogwood, indem er einige Klavierwerke auf zwei anderen zeitgenössischen Clavichorden eingespielt hat. Im Gegensatz zu Mozarts anonym überliefertem Instrument wirken die Clavichorde von Hass und Schiedmayr voller und ausgewogener, aber dafür im Diskant nicht ganz so aufregend eigen. Klug getroffen ist die Auswahl der Werke: Unbekanntere Miniaturen wie das Andantino KV 236, die man noch unvoreingenommen hören kann, und Stücke wie die vierhändige Sonata KV 381, die auf einem modernen Klavier notorisch zum Poltern neigt, geben Mozarts Hausinstrument eine reelle Chance, sich von seiner vorteilhaftesten Seite zu zeigen. Um einst vielleicht sogar wieder ernst genommen zu werden.

Carsten Niemann, 01.09.2007


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