Pentatone/Naxos PTC5186781
(76 Min., 12/2018) SACD
Natürlich dominiert wieder Felix. Das wird auch immer so sein, aber zumindest bekommt hier auch seine Schwester Fanny ein Stück vom CD-Kuchen ab. Johannes Moser auf seinem Guarneri-Cello von 1694 und sein Tastenpartner Alastair Beatson auf einem frühen Érard-Hammerklavier von 1837 nehmen uns mit auf eine historisch angenäherte Klangreise zu einem Salonmusikabend um 1829 im längst verschwundenen Berliner Hause der Mendelssohn Bartholdys in der Leipziger Straße, wo diese Werke der beiden Geschwister mit Hilfe des Cello spielenden Bruders Paul durchaus hätten ertönen können. Der schwebend klapprige Klang des alten Pianos zwingt den Cellisten nie zum Forcieren, und so sind die beiden Felix-Mendelssohn-Sonaten schön ausbalanciertes Teamwork geworden – vor allem die zweite mit ihrem religiös-feierlichen Bodensatz. Warm, bisweilen auch harsch geht Johannes Moser solches an, mit rundem Ton und schmelzig singendem Legato. Zwischen dieses Sandwich wurden – längst nicht nur als Sättigungsbeilage – Fanny Mendelssohn-Hensels Fantasie in G-Dur und das Capriccio As-Dur zwischengepackt: gehaltvolle, harmonisch reizvolle Stücke, die von dem ewig unterdrückten, auch vom Bruder nicht zugelassenen Talent der Schwester künden. Von dem finden sich zudem noch drei weitere kleine Werke, die farbenreich oszillierenden „Variations concertantes“, das sanftmütige Lied ohne Worte op. 109 (sein einziges für ein Instrumentenduo) und ein melancholisch zartes Albumblatt. Ja, hier träumt man sich sofort in einen kunstsinnigen privaten Berliner Konzertsaal, so intensiv sprühend, quellfrisch klar und souverän dramaturgisch disponiert ist diese feinsinnige Werkauswahl.
Matthias Siehler, 21.09.2019
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