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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Elftet

Jonny Mansfield

Edition/Membran EDN1130
(56 Min., 9/2017)

Schon die ersten als vergnügliches Ton-Ping-Pong arrangierten Takte signalisieren: Das „Elftet“ von Jonny Mansfield ist keine gewöhnliche Band. Wenn kurz darauf die Sopranistin Ella Hohnen-Ford die ersten Zeilen von „Sailing“ singt, ist das Ensemble rasch im Bereich zwischen Rock, Jazz, Film- und Kammermusik verortet. Das spiegelt auch die Besetzung, denn Cello und Violine ergänzen Vibrafon, Trompete, Posaune, Saxofonen, Gitarre, Bass und Schlagzeug um Klangfarben, die bei reinen Jazzrockproduktionen nur selten eingesetzt werden.
Mansfield hingegen gelingen mit dieser Besetzung ungewöhnliche Kontraste. So schaffen Vibrafon, Schlagzeug und Streicher in der Einleitung zu „M&M“ eine mystische, weltentrückte Atmosphäre, die Posaune und Trompeten um sakrale Erinnerungen erweitern. Dann plötzlich der Break: Der Elektrogitarrist Oliver Mason dreht das Geschehen ins Zappaeske, bevor der Gast Chris Potter dieses Instrumental mit einem verschlungenen, ins mehrstimmige Arrangement eingewobenen Tenorsaxofonsolo krönt. „Falling“ könnte gar als Jazzrock-Kunstlied durchgehen, und die Einleitung von „T&C’s Apply“ wirkt, als habe Mansfield etwas Barockmusik gehört, sich dann aber doch zu einer flotten Jazzrocknummer mit Geigensoli in der Nachfolge von Michal Urbaniak und Jean-Luc Ponty entschieden. Dies sowie das nachfolgende Flötensolo verweist auf den Übergang der 1960er zu den 1970er Jahren.
Bildung schadet nicht. Im Gegenteil: Sie bereichert. Im einminütigen „Mr. Boz“ könnten die rauen Klangstöße aus der Bassklarinette gar als verschmitzte Huldigung an den rotzigen „Wildbotz“ aufgefasst werden. Mit „Silhouette“ folgt dann eine gitarrengeprägte Jazzrocknummer mit pointilistischen Vibrafon-Zwischenstücken, bevor „For You“ hippelige Latinrhythmen mit süffigen Melodien und mehrstimmigem Bläserschönklang vereint. Die „Flying Kites“ führen wieder zum schwebenden Jazzrock-Kunstlied zurück, bevor der Gast Kit Downes an der Hammondorgel und der Tenorsaxofonist George Millard die Hörer der Ballade „Sweet Potato“ in die Seligkeit einer Schmuseballade entlassen. Die Cleverness, mit der Jonny Mansfield die Grundcharakteristika dieser Stilvielfalt in sein persönliches Klangbild einordnet, macht „Elftet“ zum Album voll von Anspielungen, deren Vielfalt er mit seiner individuellen stilistischen Handschrift zu einem großen musikalischen Wurf bündelt.

Werner Stiefele, 27.07.2019


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