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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Helen Buchholtz

„Und hab‘ so große Sehnsucht doch …“ (Lieder)

Gerlinde Sämann, Claude Weber

Solo Musica/Sony SM309
(96 Min., 2/2018) 2 CDs

Die luxemburgische Komponistin Helen Buchholtz, geboren 1877 in Esch-sur-Alzette, erlangte zu Lebzeiten kaum jemals Anerkennung für ihr Schaffen. Als sie 1953 starb, blieben ihre weitestgehend unveröffentlichten Werke nur durch einen Zufall überhaupt erhalten. Entdeckt wurde sie erst im Jahre 1998. Drum ist es zu begrüßen, dass eine repräsentative Auswahl ihrer Lieder nun in einer bemerkenswerten Interpretation auf CD erhältlich ist. Es ist indes gerade diese Interpretation, die das vorgestellte Œuvre maßgeblich adelt und veredelt: Gerlinde Sämann widmet sich den Liedern der Luxemburgerin mit solcher Hingabe, mit so perfekter Sprachkompetenz und mit solchem technischen Finish, dass die partielle Durchschnittlichkeit der Liedkompositionen völlig in den Hintergrund tritt – will heißen, mit einer weniger brillanten als der vorliegenden Darbietung würde weit mehr auffallen, dass die musikalische Faktur der Lieder in deutlicher Diskrepanz zu den Lebensdaten der Komponistin steht. Damit ist keineswegs in erster Linie bemängelt, dass Helen Buchholtz ungetrübt tonal komponiert hat; vielmehr irritiert das Verharren in einer ganz frühromantischen Harmonik, die in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gehört: Man erwartet doch von Komponisten, deren Schaffenszeit hauptsächlich im 20. Jahrhundert liegt, wenigstens eine aktive Auseinandersetzung mit der Stilpluralität ihrer Zeit, eine engagierte Suche nach einer zeitgemäßen Stilistik, der man die Beschäftigung mit dem Schaffen der Zeitgenossen anmerkt. An einem Diskurs dieser Art scheint Buchholtz nicht teilgenommen zu haben. Ein Pluspunkt ist immerhin die hohe Sprachaffinität ihrer Liedkompositionen. Das beschriebene Defizit wird auf der vorliegenden CD immerhin ausgeglichen durch das Einbeziehen von Auftragskompositionen gegenwärtiger Komponistinnen, die sich zumeist mit denselben Texten, die einst Helen Buchholtz vertonte, auf kreative Weise erneut auseinandergesetzt haben. Diese großartige Programmidee und Gerlinde Sämanns durchweg beeindruckender Gesang sind die markanten Stärken der Produktion.

Michael Wersin, 20.07.2019


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