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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Sebastian Bach, Alfred Schnittke, Rodion Schtschedrin, Wolfgang Rihm u.a.

Elusive Affinity

Anna Gourari

ECM/Universal 002894818131
(63 Min., 1/2018)

Zu Beginn und am Schluss von Anna Gouraris neuestem Klavier-Recital steht Bach. Was man als sinnliche Einlösung eines Wortes von Max Reger deuten könnte, der ja der festen Überzeugung war, dass Bach „Anfang und Ende aller Musik“ gewesen ist. Und tatsächlich strahlt Bachs Geist im Laufe des Albums ständig nach vorne und schließlich wieder zurück. Zwar hat Gourari den Bogen nicht etwa mit Originalwerken geschlagen, sondern jeweils mit der Bachschen Bearbeitung eines langsamen Satzes der venezianischen Kollegen Vivaldi bzw. Marcello. Doch die innige Stimmung eines Largo bzw. Adagio haben nun ihr Echo in den pianistischen Miniaturen gefunden, die allesamt aus der jüngeren Moderne und da vor allem von Komponisten der ehemaligen Sowjetunion stammen. Da finden sich von Alfred Schnittke „Fünf Aphorismen“, gefolgt von zwei Klavierstücken des Georgiers Giya Kancheli sowie einer kleinen Variationen-Reihe des Esten Arvo Pärt. Und während der Russe Rodion Schtschedrin Anna Gourari sein siebenteiliges Klavier-„Tagebuch“ gewidmet hat, gedachte Wolfgang Rihm 1990 mit seiner fünfsätzigen „Zwiesprache“ verstorbenen Freunden und Weggefährten wie Paul Sacher und Alfred Schlee.
All diese Stücke sind durchaus miteinander verwandt, es herrscht zwischen ihnen eine mal nahe, mal ferne Affinität (was bereits der Album-Titel „Elusive Affinity“ andeutet). Zumeist ist es dieser mit sparsamsten Mitteln erzeugte, ins Halbdunkel gekehrte Ton der Sehnsucht und des Abschieds, der Nachdenklichkeit und Resignation, der sich wie ein roter Faden durch eine Werkauswahl zieht, die dabei nicht selten die Grenzen einer ohrenbetäubenden Stille und Ruhe streift. Nur zwischendurch fällt etwas Licht hinein, dank etwa eines kinderliedartigen, aber auch ungemein wunderschön sentimentalen Stückchens von Kancheli. Bei Anna Gourari lernt man so nicht nur die lyrischen Seiten einer gemäßigten Moderne kennen. Bei ihr öffnen sich in der Fantasie des Hörers immer wieder Klangräume, die durch eine Geheimtür miteinander verbunden zu sein scheinen.

Guido Fischer, 08.06.2019


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