Alpha/Note 1 ALP457
(66 Min., 9/2018)
In kürzester Zeit hat sich Julian Prégardien aus dem Tenor-Schatten seines berühmten Vaters Christoph ‚herausgesungen‘ – mit einer Fülle von CDs, von denen die „Dichterliebe“ die bislang wichtigste Studioproduktion ist. Eingebettet in kleine Werke von Robert und Clara Schumann, präsentiert der 34-Jährige sogar Varianten des berühmten Zyklus (auf der Basis des Autografs samt eines Beitrags von Musikwissenschaftler Hansjörg Ewert).
Der Vorab-Parcours von teils ephemeren Werken (unter anderem „Die Löwenbraut“ und aus „Myrthen“) mag historisch differenzieren; sonderliche Erkenntnisse bringt er nicht. Prégardien singt mit intellektuell gekühltem und gemäßigtem Schmelz. Tiefe Töne (etwa in „Mein Herz ist schwer“) wirken gelegentlich angestückelt. Bei „Im Rhein, im heiligen Strome“ drückt er.
Die Textverständlichkeit ist gut. Nur dass der Textsinn und die Hypotyposis (die Fähigkeit, dem Hörer den lyrischen Gegenstand anschaulich werden zu lassen) unzureichend ausgeprägt sind. Eine leichte Unbeteiligtheit mag dabei der Furcht geschuldet sein, zu ‚empfindeln’ oder gar zum sogenannten ‚Konsonantenspucken‘ überzugehen. Der Mensch hinter dem Gesang tritt jedenfalls noch nicht optimal hervor.
Dies sind natürlich sehr hochstufige Einwände angesichts eines perfekt ausgeglichenen, klangschön hellen Tenors. Auch die Wahl des historischen Blüthner-Flügels, immerhin mit Éric Le Sage, ist richtig, verströmt aber eher akademischen als musikantischen Charme. Mit Sandrine Piau wird eine superiore Sängerin als zu textblinde Lied-Partnerin vorgestellt. So ganz ‚fertig‘ ist Prégardien noch nicht. Aber bald.
Robert Fraunholzer, 01.06.2019
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