Der Schlagzeuger Max Stadtfeld muss die Lehrkräfte während des Studiums an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater nachhaltig beeindruckt haben: Seinen ersten großen Auftritt vor Fernsehkameras und bundesweiter Kultur- und Politprominenz feierte der 25-Jährige Anfang 2019 an der Seite von seinem Professor Michael Wollny in dessen Versuchsanordnung zum hundertjährigen Bauhaus-Jubiläum in der Berliner Akademie der Künste.
Stadtfelds Debüt-Aufnahme verdeutlicht nun, weshalb der Dozent seinem jungen Schüler die Aufgabe bei dem ambitionierten Projekt zutraute. Der Schlagzeuger ist technisch versiert und stellt die abenteuerlichsten Dinge mit Holz, Fell und Metall an. Dabei – und das ist das gewisse Extra, das sich oftmals erst in späteren Lebensjahren einstellt – wird Stadtfeld nie aufdringlich und um seiner selbst willen dominant. Hinzu kommt die stilistische Flexibilität des gebürtigen Konstanzers, die er auf „Stax“ im Verbund mit Tenorsaxofonist Matthew Halpin, Gitarrist Bertram Burkert und Bassist Reza Askari voll ausspielt.
Eine Ballade mit volksliedhaftem Thema wie „Liggeringen“ ummalt Stadtfeld etwa zunächst mit geschäftigen Becken, die fein und filigran dahinplätschern wie sanfte Wellen, um am Ende mit vollem Einsatz seines Bestecks ein veritables Seebeben auszulösen. In der Komposition „Wohlton“, die mit eigenwilligen Synkopenverschiebungen experimentiert, bereitet es ihm diebische Freude, Sand und Stöcke ins rhythmische Getriebe zu werfen.
Aber Stadtfeld kann auch swingen auf Teufel komm raus oder den seelenvollen Blueser herauskehren (etwa in „Klinken“). Dieses Vermittlungsgeschick zwischen alten Jazzkulturtechniken und frischer Entdeckerlust teilt er mit seinen Mitmusikern. Saxofonist Halpin und Gitarrist Burkert kennen ihren Sonny Rollins oder John Scofield, haben aber auch genauso viel Spaß daran, die Töne abschmieren zu lassen oder auf links zu drehen. Zwischen Mainstream und freundlicher Avantgarde bringen Stadtfeld und die Seinen ihren Jazz zum Schweben.
Josef Engels, 25.05.2019
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