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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Toots Thielemans Presents The Thierry Lang Trio

Toots Thielemans

TCB/in-akustik 05712599
(68 Min., 3/1989 & 3/1990)

Klang die Musik von Toots Thielemans vor dreißig Jahren innovativ? Nein! Das muss auch nicht sein. Denn Toots Thielemans überzeugt mit etwas völlig anderem: Er spielt fürs Herz. Wenn der 1922 in Brüssel geborene und 2016 ebendort gestorbene Musiker die Mundharmonika an die Lippen setzte, entströmten dem Instrument Melodien voll Wärme, Herzlichkeit und Humor. So gut wie er beherrschte keiner das unscheinbare Instrument, das im Allgemeinen eher mit Wandervögeln als mit Jazzmusikern in Verbindung gebracht wird.
Diese Warmherzigkeit macht auch die sieben Titel, die bei Thielemans Auftritten am 11. März 1989 sowie 31. März 1990 in Cully, einem Winzerort am Genfer See, mitgeschnitten wurden, zu Pretiosen des konventionellen Jazz. Begleitet hatte ihn damals das Thierry Lang Trio. Diese vier swingten. Und wie! In bester Mainstream-Tradition unterlegten der Pianist Thierry Lang, der Kontrabassist Ivor Malherbe und der Schlagzeuger Marcel Papaux dem Belgier eingängige Akkorde, sanfte Beats und eng an Thielemans Melodien angepasste Piano- und Kontrabassklänge. Sie agierten routiniert, aufmerksam und unspektakulär, und doch ist sowohl bei ihnen als auch in jeder Melodielinie Thielemans die Liebe zur Musik zu spüren.
Aus der Titelfülle der beiden Festivalauftritte wurden mit „The Days Of Wine and Roses“, „A Weaver Of Dreams“, „Stella By Starlight“, „My One and Only Love“ und „Estate“ fünf Klassiker übernommen. Hinzu kamen „Sno‘ Peas“ von Phil Markowitz sowie – lange, bevor die Bearbeitung von Songs aus dem Poplager in Mode kam – „I Do It For Your Love“ des Singer/Songwriters Paul Simon. Wie Toots Thielemans in all diesen Nummern die Töne gestaltet, wie er die Themen ausdeutet, wie er auch in seinen Variationen melodische Kraft zeigt und den Klang der Mundharmonika zwischen einem sanften, einschmeichelnden, weichen Extrem auf der einen und bestimmenden, druckvollen Klängen auf der anderen Seite auffächert, rührt Herz und Verstand.
Thielemans bläst die Mundharmonika so differenziert, als sei sie ein Saxofon. Oder ein Flügel. Oder ein Synthesizer. Oder eine Trompete. Oder alles zusammen. Wie er seine Melodien akzentuiert, wie er sie gestaltet: Das alles hat mit den folkloristischen Goschenhoblern nichts gemein. Die Fähigkeit, sein Publikum auf höchstem Niveau zu unterhalten, hat Thielemans eine Ausnahmestellung in der Jazzgeschichte eingebracht. Man muss nicht unbedingt innovativ sein, um das Herz zu rühren.

Werner Stiefele, 18.05.2019


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