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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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A Wall Becomes A Bridge

Kendrick Scott

Blue Note/Universal 7749206
(53 Min.)

Blue Note Records feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Gleich zwei Filme wurden zu dem Anlass produziert. Besonders berührend ist Eric Friedlers Bio-Pic „It Must Schwing“, der das Leben der beiden Männer hinter dem ikonischen Jazzlabel schildert – der beiden Berliner Juden Alfred Lion und Francis Wolff. In dem Film wird deutlich: Es gab ein tiefes Verständnis zwischen den aus Nazi-Deutschland Geflohenen und den schwarzen Musikern mit ihren eigenen Erfahrungen von rassistischer Ausgrenzung und Gewalt.
Was das mit dem neuen Album des Schlagzeugers Kendrick Scott zu tun hat? Zum einen: In seiner Anspielung auf Trumps Mauerpläne wirft „A Wall Becomes A Bridge“ die Frage auf, ob es heute noch möglich wäre, dass zwei Immigranten in den USA mit offenen Armen empfangen werden würden. Zum anderen verbeugt sich Scott mit seinem Quintett Oracle auf vielerlei Weise vor der Geschichte von Blue Note. Und das nicht nur, weil er seine Band in der Nachfolge von Art Blakeys Jazz Messengers angesiedelt sieht.
Stücke wie „Don Blue“ oder „Becoming“ etwa klingen wie liebevolle Aufbereitungen alter Hardbop-Perlen aus dem Archiv, und Saxofonist John Ellis erweckt hier und da Erinnerungen an Wayne Shorter (wenn auch, wie in „Windows“, an seine Zeit nach Blue Note, genauer: an „High Life“ aus dem Jahr 1995).
Scott betreibt allerdings keine gediegene Traditionspflege, was man schon an der Hinzunahme von Jahi Sundance an den Turntables erkennt, der unter anderem Sprachfetzen rhythmisiert. Aber auch wenn sich die Musik des Drummers aus allen möglichen Quellen bedient wie Indie-Rock („Nemesis“), Fusion („Mocean“) oder, zuvorderst, der Ästhetik des HipHop – so bleibt sie doch auf ihre Art immer dem Credo des Blue-Note-Gründers Alfred Lion treu. „It must schwing!“ pflegte der zu sagen, und das tut auch Kendrick Scott. Allerdings auf eine zeitgemäße Weise, mit einprägsamen Melodien und einer respektvollen Offenheit, die immer schon Markenzeichen von Blue Note waren.

Josef Engels, 18.05.2019


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