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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Dmitri Schostakowitsch

Sinfonien Nr. 6 & 7, Schauspielmusik zu „King Lear“, Festouvertüre

Boston Symphony Orchestra, Andris Nelsons

DG/Universal 483 6728
(132 Min., 2017) 2 CDs

Im Zuge der bereits auf Hochtouren laufenden und schon jetzt zu Recht gefeierten Gesamteinspielung haben Andris Nelsons und das Boston Symphony Orchestra nicht nur zwei Sinfonien aus den Kriegsjahren 1939 bzw. 1944 ausgewählt. Nach der Schauspielmusik zu Shakespeares „Hamlet“, die man auf der 2. Folge präsentierte, hat man jetzt die Sinfonien Nr. 6 & 7 mit der Bühnenmusik zu „King Lear“ kombiniert. Vom Zeitraum der Uraufführung her, die im Rahmen der Inszenierung von 1941 stattfand, passt das Werk natürlich in den historischen Kontext. Aber da Schostakowitsch nicht immer nur ein musikalisch doppelbödig zu Werke gehender Chronist gewesen ist, sondern auch vom Tagespolitischen durchaus loslassen konnte, zeigt er sich bei der „King Lear“-Musik als jener vielbegabte Handwerker, der zuvor auch schon zahlreiche Filmmusiken geschrieben hat. Jüdische Melodien wehen da durch die Partitur, aber auch effektvolle Fanfaren und Märsche. Auf die leichte Schulter nehmen Andris Nelsons und das Boston Symphony Orchestra diese Musiken jedoch nicht. Vielmehr brilliert man hier klangkulinarisch at its best.
Welche zwei Herzen in der Brust des Sinfonikers Schostakowitsch geschlagen haben, spiegelt gerade die 6. Sinfonie mustergültig wider. Mit einem riesigen, fast 20-minütigen „Largo“-Lamento wird das Werk eröffnet. Doch das nachfolgende „Allegro“ und erst recht das finale „Presto“ haben alles Bedrohliche abgestreift, es geht (perfekt vom wendigen Orchesterapparat ausmusiziert) forsch nach vorne. Die wesentlich öfters gespielte, auch als „Leningrader“ bezeichnete 7. Sinfonie nimmt einen in dieser Neuaufnahme zwar mit in eine tiefdunkle Zeit. Doch Nelsons und sein bis hin zu den Solo-Bläsern exzellent besetztes Orchester finden genau diesen Ton zwischen Verzweiflung und Hoffnung, zwischen religiösem Flehen und kampfbereiter Spannung, ohne dabei dieses Werk nur für einen kurzen Moment ins banal Propagandahafte abrutschen zu lassen.

Guido Fischer, 16.03.2019


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