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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Carl Philipp Emanuel Bach

Auferstehung und Himmelfahrt Jesu

Uta Schwabe, Christoph Genz, Stephan Genz, Ex Tempore, La Petite Bande, Sigiswald Kuijken

Hyperion/Codaex CDA 67364
(72 Min., 06/2002) 1 CD

Schon zu Lebzeiten Johann Sebastian Bachs, des großartigen Schöpfers unvergänglicher Passionsmusiken und Oratorien, begann sich die oratorische Gattung aus ihrem gottesdienstlichen Zusammenhang zu lösen und eroberte in einer gewissermaßen halb-säkularisierten Form die Konzertsäle; diese Entwicklung ist wohl im Zusammenhang mit einer zunehmenden Privatisierung und Ästhetisierung religiöser Empfindungen innerhalb des an Selbstbewusstsein ständig gewinnenden Bürgertums zu betrachten. Schon Bachs Zeitgenosse Telemann komponierte Oratorien für den konzertanten Rahmen; sehr populär ist in diesem Zusammenhang außerdem C. H. Grauns "Der Tod Jesu" geworden. Auch Johann Sebastian Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel beteiligte sich in seiner Hamburger Zeit an dieser Strömung: Die 1774 vollendete "Auferstehung und Himmelfahrt Jesu" wurde sowohl bei ihrer privaten als auch bei ihrer öffentlichen Premiere (1778) nicht liturgisch, sondern konzertant dargeboten. Obwohl das Libretto dieser österlichen Musik, gedichtet von Karl Wilhelm Ramler, zahlreiche biblische Zitate und Allusionen enthält, fehlt ihm - wie vielen anderen Stücken dieser Art - die Stringenz einer Handlung im Evangelien-Sinne; stattdessen assoziieren Chor und Solisten im Rahmen der bekannten barocken Formen Chorsatz, Rezitativ und Arie freier über das Auferstehungs- und Himmelfahrtsgeschehen: Nicht mehr eine dramatisierte musikalische Fassung des biblischen Heils-Berichts wird hier geboten, sondern Anlass zu freierer Meditation über eine schon in der verweltlichenden Moralisierung begriffenen christlichen Botschaft.
Entsprechend unverbindlicher fällt die musikalische Stilistik aus: Zwar merkt man Carl Philipp Emanuel noch an, dass er durch die harte Schule seines übergroßen Vaters gegangen ist, aber die Aufgabe der einstmals strengen, auf mehreren Ebenen nachweisbaren Bindung des musikalisch-rhetorischen Vokabulars an die lutherische Lehre ist sehr weit fortgeschritten. Spielerischer und aufgeklärter geht Bach junior mit der Thematik um, und die Qualität der Musik erwächst nicht mehr aus enger Bindung an den Inhalt; eine klassische Luzidität und Selbstverliebtheit beginnt vielmehr schon ihr Haupt zu recken.
Liebevoll und kompetent musizieren Sigiswald Kuijiken und seine Ensembles das reizvolle Werk; als Solisten überzeugen Uta Schwabe und die Gebrüder Genz: Stephan, der Bariton, nähert sich mit der überlegenen Klarheit und Prägnanz seines Gesangs der Qualität von Klaus Mertens an. Alte Instrumente und historisierende Aufführungspraxis kommen der Umsetzung der Partitur in mehrfacher Hinsicht sehr zu Gute.

Michael Wersin, 01.09.2007


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