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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Things You Leave Behind

Rebekka Bakken

OKeh/Sony 19075876372
(42 Min.)

Die 1970 in Oslo geborene Rebekka Bakken gehörte nie zu den zarten popaffinen Skandinavierinnen, die zur Jahrtausendwende den europäischen Jazz so süffig machten wie einen Schwedenpunsch. Was zum einen daran lag, dass sie fernab der Fjorde in New York und in Wien lebte. Und zum anderen an ihrer eigenartigen Stimme, aus der man Sidsel Endresens Widerborstigkeit und noch etwas ganz anderes heraushören konnte. Spätestens seit „Little Drop Of Poison“, Bakkens Zusammenarbeit mit der Bigband des Hessischen Rundfunks, wusste man, worum es sich bei diesem je ne sais quois handelt: Tom Waits.
Auch auf „Things You Leave Behind“, das die Rückkehr der Sängerin nach Skandinavien markiert, ist der Einfluss des großen amerikanischen Grummelbarden unverkennbar. Da faucht die Orgel asthmakrank, rülpst eine Mundharmonika wie ein Ochsenfrosch, schabt immer mal irgendwas im Hintergrund wie eine kaputte Höllenmaschine. Mal fühlt man sich an Kurt Weill erinnert, etwa im Titelstück, mal an einen Ragtime („Charlie“), mal an einen Countrywalzer („Sound Of Us“). Und auch textlich taucht die amerikanisierte Norwegerin tief in die Unterwelt verlorener White-Trash-Seelen ein. Es geht um Trinkerinnen, Prostituierte, Stripperinnen. Und um die Abneigung gegen alles Neumodisch-Glatte, gegen die „organic green tea sipping boys“, wie Bakken einmal voller Verachtung raunt.
Dass einen diese Geschichten packen, verdankt sich dem grausam guten Gesangsgestaltungsvermögen der Komponistin und Texterin. Die Frau hat nicht nur die Kraft eines Orkans, sondern ist auch eine Meisterin der zarten Gefühlszustände. Man höre nur, wie fürsorglich sie mit Balladen-Porzellangeschirr wie dem tieftraurigen Abschiedslied „True North“ oder Cyndi Laupers „Time After Time“ umgeht. „Sobald es einen Text gibt, geht es ganz um ihn“, hat Bakken mal gesagt, die Sängerinnen seien „nur die Mädchen vom Lieferservice.“ Es gibt nicht viele, die das Emotions-Catering so gut beherrschen wie sie.

Josef Engels, 10.11.2018


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