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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Arnold Schönberg, Anton Webern, Alban Berg, Alma Mahler u.a.

Vienna. Fin de Siècle (Lieder)

Barbara Hannigan, Reinbert De Leeuw

Alpha/Note 1 ALP393
(78 Min., 10/2017)

Die kanadische Sopranistin Barbara Hannigan liebt die Extreme. Mal dreht sie etwa als freche Schulmädchen-Göre in György Ligetis „Mysteries Of The Macabre“ mächtig auf. Dann wieder singt sie Jazz, um mit ihrer ungemein beweglichen, stilsicheren und ausdrucksstarken Stimme im nächsten Moment ganz andere Chanson-Moderne in Person Erik Saties anzuvisieren. Das Erstaunliche dabei ist aber auch, dass Hannigan trotz ihres immensen Repertoireradius und Arbeitspensums zwischendurch nicht einmal kleinste stimmliche Verschleißerscheinungen zeigt. So ist denn auch ihr jüngstes Liedrecital, für das sie sich wie schon beim Satie-Album mit Pianist Reinbert De Leeuw zusammengetan hat, ein Ereignis – und künstlerisch und konzeptuell aus einem Guss.
Gewidmet ist es der Wiener Jahrhundertwende, diesem Scharnier zwischen ausklingender Romantik und aufkeimender Moderne. Nicht allein die musikalische Seelenverwandtschaft der jetzt ausgewählten Komponisten und (mit Alma Mahler einzigen) Komponistin war beachtlich. Immerhin ist der ebenfalls mit sieben Liedern vertretene Alexander von Zemlinsky nicht nur Almas Kompositionslehrer und Liebhaber, sondern auch der Schwager vom baldigen Übervater der Moderne Arnold Schönberg. Schönberg (Vier Lieder op. 2), seine Schüler Anton Webern (Fünf Lieder nach Gedichten von Richard Dehmel) und Alban Berg (Sieben frühe Lieder) sowie auch Hugo Wolf (Mignon-Lieder) gehören also mit zu einem Liederkreis, in dem das Herz der Sehnsucht musikalisch in den schillerndsten Klangfarben, mit sanftem Pathos und bisweilen bis in die Nähe zum Sprechgesang pochte. Und Hannigan bewegt sich nicht nur mit vorbildlicher Artikulationskunst durch diese eigentümlichen Liedwelten aus dem Zeitraum 1895 bis 1915. Immer auch nähert sie sich mit aller nötigen Vorsicht diesen oftmals höchstfragil anmutenden Gesängen. Zugleich baut sie in diesem so verlockend nuancenreichen und lyrisch schönen Spektrum Spannungen und Atmosphären auf, in die man sich allzu gerne hineinziehen lässt. Barbara Hannigan – sie kann´s einfach.

Guido Fischer, 03.11.2018


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