Pentatone/Naxos PTC5186707
(58 Min., 3/2018) SACD
René Jacobs wollte gerne auch als Dirigent zu seiner ersten Liebe als Hörer und Sänger zurückkehren: zu Franz Schubert. Doch seine Hausfirma harmonia mundi hat mit diesem Komponisten augenblicklich andere Pläne, außerdem ist auf dem Plattenmarkt gegenwärtig die Konkurrenz neuer, guter Gesamtaufnahmen gewaltig. Schubert, der jenseits der zwei letzten Sinfonien Vernachlässigte? Schon lange nicht mehr. So ließ man Jacobs jetzt gern für einen Seitensprung mit dem ihm vertrauten belgischen B’Rock Orchestra zu Pentatone ziehen. Denn dort meint man es ernst mit dem ganzen Schubert. Das erste Hörergebnis liegt nun vor, wie so oft von Jacobs auch klug mit Worten begleitet: die Sinfonien Nr. 1 und 6. Er geht es also nicht nur chronologisch an, sondern sorgt auf der CD für stilistische Abwechslung. Und er unterschlägt auch nicht, dass gerade die 1. Sinfonie eben das Jugendwerk eines 16-Jährigen ist. Das klingt, gerade in seinem harschen, knallig-direkten, dabei durchaus vertrauten Jacobs-Gestus, noch sehr nach dem von ihm gewohnten Mozart und Haydn. Mehr romantisch fließende Weichheit, ruhiger ausschwingende Bögen (besonders natürlich im traumschön gesponnenen Andante), leistet er sich dann erst in der 6., der „kleinen“ C-Dur-Sinfonie. Und doch fällt das klangliche Ergebnis im Vergleich zum juvenilen D-Dur-Werk gar nicht so wirklich kontrastiv aus. Jacob setzt die Hauptthemen wirkungsvoll voneinander ab, zelebriert vital die Scherzi und Finali als rhythmisch gischtende Gustostücke. Schön arbeitet er ebenfalls die teils ungewöhnlich dimensionierten Strukturen der Sätze heraus. Das B’Rock Orchestra ist ein versatiler, hier angemessen robust tönender Partner. Auch die Tontechnik mit ihrem hellen Klangbild setzt auf einen temperamentvollen Franzl, nicht auf den melancholischen Schwammerl Schubert.
Matthias Siehler, 20.10.2018
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