Alpha/Note 1 ALP405
(58 Min., 9/2017)
Als „meine Schöpfung“ hatte Beethoven sein Septett op. 20 für Klarinette, Horn, Fagott, Violine, Bratsche, Violoncello und Kontrabass einmal bezeichnet und damit auf Haydns Erfolg mit seinem Oratorium „Die Schöpfung“ angespielt. Tatsächlich entwickelte sich auch die großbesetzte Kammermusik gleichermaßen zu einem regelrechten Gassenhauer. Und obwohl Beethoven den Bekanntheitsgrad des Stücks auch dank seiner Transkription für Klavier, Klarinette & Cello noch mal potenzierte und es als Trio op. 38 herausbrachte, war ihm irgendwann der Beifall dafür dann doch zuviel. Empfand er das Werk unter dem Strich unter seinem Niveau? Mit dem visionären Geist seiner Sinfonien, Klaviersonaten und Streichquartette kann das Septett auch in der jetzt eingespielten Trio-Version zwar genauso wenig mithalten wie jenes Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier, das bekannter unter dem Titel ‚Gassenhauertrio‘ ist. Aber wie so oft bei Beethoven hat auch dieses dreisätzige Werk, dem eine Opernmelodie des Komponistenkollegen Joseph Weigl zugrunde liegt, seine zwei Seiten. Auch wenn hier der Unterhaltungscharakter allgegenwärtig ist, so hebt es sich doch von allen zweit- und drittklassigen Divertissement-Stücklein ab, mit denen nicht nur das Wiener Musikleben überflutet wurde. Allein das intime Gespräch zwischen Klarinette und Duo im langsamen Satz trägt geradezu elysische Züge. Und im abschließenden Variationssatz zeigt Beethoven allen, wie man ein eigentlich simples Thema gehörig aufwerten kann. Nun haben dieses Trio wie auch das Geschwisterwerk op. 38 in Éric Le Sage (Klavier), Paul Meyer (Klarinette) und Cellist Claudio Bohórquez ihre Meister gefunden. Denn das Trio bereitet mit seinem spieltechnisch blendend ineinandergreifenden Räderwerk eine rundum gelungene Kammermusikstunde, bei der Spielfreude, Verve und Esprit, aber eben auch lyrischer Atem und serenadenhafte Entspanntheit sich in glückspendender Harmonie befinden.
Guido Fischer, 15.09.2018
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