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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Live At The Village Vanguard Vol. 1

Steve Coleman, Five Elements

Pi Recordings/harmonia mundi PI 76
(153 Min., 5/2017) 2 CDs

Wow! Was für eine rhythmische Pracht! Welche Energie! Welch wilde Stakkati, oft von Steve Colemans Altsaxofon, Jonathan Finlaysons Trompete und Miles Okazakis Gitarre unisono oder zumindest unirhythmisch herausgestoßen. Der Amerikaner, in den 1980ern als Begründer des Musikerzusammenschlusses M-Base, hat im Mai 2017 im New Yorker Club Village Vanguard gezeigt, dass er die Konzepte jener Avantgardejahre verfeinert hat.
Zwei fiktive Sets umfasst das Doppelalbum, wobei sich sechs Titel überschneiden und jeder Set zwei Versionen eines Titels aufweist – „Little Girl I’ll Miss You“ im ersten und „rmT“ im zweiten. Der Vergleich zeigt, wie souverän das Quintett arrangiertes Material ausreizt und – mit Rückgriffen auf die Arrangements – als Grundlage energieberstender Improvisationen nutzt.
Er spiele den Jazz der Funk- und Hip-Hop-Ära, hatte Coleman in den 1980ern verkündet. Das trifft nur zum Teil, denn die Rhythmen der Bläser, der Saiteninstrumente und vor allem das unglaublich vertrackte Spiel des Schlagzeugers Sean Rickman, nähren sich auch aus afrikanischen und asiatischen Quellen. Und wohl auch aus der eigenen, nicht regional gebundenen Fantasie.
Die kürzelhaften, explosiv herausgestoßenen, große Tonabstände überwindenden Stakkati Steve Colemans prägen beide Sets; eine große Portion Bebop steckt in ihnen. Der Spaß am Umgarnen nie ausgespielter Melodien ist spürbar, die Lust an harten Rhythmen und permanenten Überraschungen, und wenn sich dann noch Finlayson einmischt, kommt weitere Spannung hinzu.
Das dichte, polyrhythmische Geflecht als Basis, die verblüffenden Melodielinien, der direkte, ohne langes Anschwingen präsente Ton von Colemans Altsaxofon, das Geflecht aus Melodiefetzen und tragfähigen Linien findet nur selten einen Gegenpol in – zumindest anfänglich – langsameren Nummern. Aber auch deren Energielevel überragt das bei anderen Bands übliche Maß bei weitem. Und das Tolle: Bei aller weltmeisterlicher Virtuosität geht es Steve Coleman and Five Elements nicht ums Zurschaustellen des eigenen Könnens, sondern um eine kraftvolle, Aufmerksamkeit fordernde Musik. Fantastisch!

Werner Stiefele, 08.09.2018


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