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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Claude Debussy

„… et le jazz“ (Préludes For A Quartet)

Quatuor Debussy, Jacky Terrasson, Vincent Peirani, Franck Tortiller, Jean-Philippe Collard-Neven, Jean-Louis Rassinfosse

harmonia mundi HMM 902308
(66 Min., 3 & 4/2018)

„Die vielleicht größte Errungenschaft des Jazz ist sein vielseitiger Rhythmus … Der Jazz ist [überhaupt] eine reichhaltige Inspirationsquelle für Komponisten von heute.“ Dieser Satz stammt vom Komponisten Maurice Ravel und ist einer seiner vielen offensiven Bekenntnisse zum Jazz. Vom diesjährigen Jubilar Claude Debussy ist solch eine musikalische Liebesbeziehung zu dem damals noch jungen US-amerikanischen Exportschlager hingegen nicht bekannt. Gerade einmal das Klavierstück „Golliwog’s Cake Walk“ aus dem Zyklus „Children´s Corner“ mag ein Reflex auf den populären Ragtime sein. Aber einen handfesten Beweis gibt es dafür nicht. Ganz schön kühn mutet daher auf den ersten Blick die musikalische Versuchsreihe des französischen Quatuor Debussy an, mit seinem Album eine Nähe zwischen Debussy und dem Jazz zu beglaubigen. Ausgewählt hat man dafür aus Debussys beiden Préludes-Heften insgesamt zehn Piècen, darunter „La fille aux cheveux de lin“, „La cathédrale engloutie“ und „Des pas sur la neige“. Mit dabei im Studio waren neben dem Weltklassejazzpianisten Jacky Terrasson auch die beiden Franzosen Vincent Peirani (Akkordeon) und Franck Tortiller (Vibrafon) sowie die Belgier Jean-Philippe Collard-Neven (Klavier) und Jean-Louis Rassinfosse (Kontrabass). Doch statt wie bei ähnlich angelegten Projekten, bei denen der berühmt-berüchtigte Spagat zwischen Klassik und Jazz zumeist spannungs- und fantasielos ausfällt, ist dem französischsprachigen Musikerteam ein echtes kleines Wunder gelungen. Die Transkriptionen einzelner Préludes für Streichquartett sowie die von den Gastmusikern beigesteuerten „Prélude“-Fantasien bilden einen stimmungsvollen Klangreigen, der vor allem den Reichtum von Debussys Musik, ihr Raffinement und ihre Delikatesse, ihre Eleganz und auch die geheimnisvollen Seiten feiert. Ob es sich dabei um Anleihen an den zu Debussys Zeiten in Paris angesagten Musette-Schwung handelt, an den Tango oder eben auch an Modern Jazz-Flair – alles befindet sich in einem organischen Dialog mit Monsieur Debussy und lässt dabei so ganz nebenbei seinen Einfluss auf solch gegensätzliche Jazzpianisten wie Bill Evans und Paul Bley spürbar werden. Die Frage, wie eng Debussy selbst jemals mit dem Jazz gewesen ist, wird also dabei rasch zweitrangig.

Guido Fischer, 01.09.2018


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