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N° 1298
25. - 31.03.2023

nächste Aktualisierung
am 01.04.2023



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Alberto Ginastera

Orchesterwerke, Harfenkonzert

Magdalena Barrera, Orchester der Stadt Granada, Josep Pons

harmonia mundi/helikon HMC 901808
(70 Min., 11/2002) 1 CD

Wie eine veritable Party auf einem argentinischen Landgut, einer so genannten Estancia, klingt? Mit echten Gauchos, Kerle wie Bäume? Zünftig klingt sie, rhythmisch gepfeffert, aber nicht eben elegant. Das muss man zumindest annehmen, wenn man sich die viersätzige Tanzsuite "Estancia" nach der gleichnamigen Ballettmusik von Alberto Ginastera zu Gemüte führt; ein Werk aus der ersten Periode des argentinischen Komponisten, die er mit dem Begriff des "objektiven Nationalismus" kennzeichnete (wem es hilft, der sei ein glücklicher Mensch). Das klingt doch alles noch etwas holprig, ungeschliffen, und es nützt nicht gar so viel, dass die Interpreten, das Orquesta Ciudad de Granada und ihr Dirigent Josep Pons den müden Gaul ordentlich auf Trab zu bringen versuchen. Das Unbeholfene dieser Musik bleibt, und es ist symptomatisch, dass ausgerechnet der zweite Satz, eine lyrische Liebeserklärung, den stärksten Eindruck hinterlässt.
Von gänzlich anderem Kaliber ist Ginasteras Harfenkonzert, ein Opus an der Schnittstelle zwischen Periode zwei ("subjektiver Nationalismus") und Periode drei ("Neoexpressionismus"), geschrieben für den berühmten Spanier Nicanor Zabaleta. Die kompositorischen Mittel sind gereift, die harmonischen und melodischen Proportionen stringenter gefasst, kurz und gut: Jede Menge Esprit und Raffinesse ist im Spiel. Was für das kompositorische Niveau in gleichem Maße gilt wie für die Lesart der Solistin Magdalena Barrera und des Orchesters. Das funkelt, das sprüht, das ist passagenweise höchst delikat musiziert. Man glaubt ja gar nicht, wie brillant eine Harfe klingen kann, wie zugespitzt, wie verschmitzt. Die Dame scheint enorm feinsinnige, zugleich virtuose Finger ihr eigen zu nennen. Toll. Bleiben noch die etwas grobschlächtige "Obertura para el Fausto el criollo” auf die gleichnamige Dichtung von Estanislao del Campo sowie die feinziselierten, melancholischen (und eben so dargebotenen) "Variaciones concertantes”. Keine Meisterwerke. Aber der Entdeckung durchaus würdig.

Tom Persich, 03.04.2004



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