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N° 1299
01. - 07.04.2023

nächste Aktualisierung
am 08.04.2023



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Still Dreaming

Joshua Redman, Ron Miles, Scott Colley, Brian Blade

Warner/Nonesuch 7559793308
(40 Min.)

Old and New Dreams hieß eine Supergroup der 70er und 80er, in der sich mit dem Trompeter Don Cherry, dem Bassisten Charlie Haden und dem Schlagzeuger Ed Blackwell ehemalige Mitstreiter von Ornette Coleman versammelt hatten, um dem Forschergeist des Free-Jazz-Pioniers zu huldigen. Den Saxofonpart übernahm Dewey Redman, dessen Schicksal es war, von seinem Sohn an Bekanntheit in den Schatten gestellt zu werden.
Wenn der Filius Joshua mit „Still Dreaming“ nun die Träume der Lieblingsband seines Vaters wieder zum Leben erweckt, ist das eine höchst emotionale Angelegenheit. Denn der junge Redman hatte eine komplizierte Beziehung zu seinem Erzeuger – er hatte als Kind kaum Kontakt zu ihm, weil er bei seiner Mutter aufwuchs. Erst im Erwachsenenalter lernte Joshua Dewey besser kennen, als man sogar miteinander musizierte.
All das, den Schmerz, die Bewunderung aus der Ferne, aber auch die gemeinsame Heimat in der Musik, meint man nun auf „Still Dreaming“ heraushören zu können. Redman, Trompeter und Kornettist Ron Miles, Bassist Scott Colley und Schlagzeuger Brian Blade fühlen sich tief in den speziellen Stil ihrer verehrten Vorgänger ein. Obwohl nur eines der Stücke, „Playing“, aus dem Repertoire von Old and New Dreams stammt, klingen die um Ornette Colemans „Comme il faut“ ergänzten Kompositionen von Redman junior und Scott Colley ganz so, als hätten Redman senior & Co. sie geschrieben: Mäandernde Themen, in denen Kornett, gestopfte Trompete und Saxofon ganz nah beieinander sind, wechseln sich mit Ausbrüchen in freie Improvisationen ab. Und als Grundierung fungiert ein Fundament aus dunkel-duftender Erde, die mit Blues und Folk getränkt wurde.
Diese Musik ist sperrig, aber auch lyrisch; verzweifelt, aber auch übermütig fröhlich. Und Joshua Redman hat man – zumindest auf Platte – noch nie so avantgardenah gehört mit seinen Diskantschreien und abschmierenden Tönen. Der Vater im Himmel und seine Freunde dürften gerührt sein: Der Traum von einer Musik, die komplexe Gefühlswelten genauso zum Ausdruck zu bringen vermag wie einfache, ewige Wahrheiten – er lebt weiter.

Josef Engels, 23.06.2018



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