Lang ist's her, dass Philip Glass Kontroversen entfachte. Das ist schade. Die langweilig konfektionierte Konzert- und Opernware, mit der der Ex-Minimalist in Europa seit Jahren rückständige Stadttheater und Sommerfestivals bestückt, hat den Blick verstellt auf das, was in den 70er Jahren das Zeugs zur Revolution gehabt hatte: eine aus kleinen Akkord- und Melodiezellen nüchtern und streng aufgebaute Musik, die sich wie ein Objekt vor dem Ohr aufbaute und keine Möglichkeit mehr zur emotionalen Vereinnahmung bot. Und die Abschied nahm vor der schönen Illusion, dass nur komplexe Musik Kunst sein könne. Von dieser Sprengkraft weiß Eric Darmon in seinem Filmporträt leider wenig freizusetzen; statt auch einmal selbst das Wort zu führen, folgt er allein dem seines Protagonisten. Und der will nicht streiten und auch nicht mehr kämpfen, sondern plaudern und zeigen. Er führt seinen Gast durch das New York von damals und heute, erinnert an eine Jugend in Papas Plattenladen, ans Studium bei Madame Boulanger, an erste Konzerte in Galerien und Kunsthochschulen, erzählt von alten und jungen Freunden und von dem, was er heute so treibt. Er tut dies erfreulich gelassen und uneitel, man hört gerne zu, und ist doch ein wenig enttäuscht - vom Komponisten, der mehr hätte erreichen, und vom Film, der mehr hätte erfahren können.
Raoul Mörchen, 07.01.2006
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