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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Olivier Messiaen

Catalogue d´oiseaux

Pierre-Laurent Aimard

Pentatone/Naxos PTC 5186670
(153 Min., 8/2017) 3 CDs + 1 DVD CDs

Wenn der auch in der naturwissenschaftlichen Zunft hochangesehene Ornithologie Olivier Messiaen mit Notizblock und Bleistift loszog, bekam er regelmäßig die unterschiedlichsten Starsänger zu hören. Wie etwa den „Teichrohrsänger“, der um Mitternacht plötzlich mit seinem wilden Rhythmus die Ruhe störte. Um acht Uhr morgens verbündeten sich dann Star, Grünspecht und Bachstelze zu einem quirligen Chor. Bevor zur Kaffee- und Kuchenzeit am Nachmittag der Schilfrohrsänger sich mit seinen Trillern hörenswert ins Zeug legte. Und mit dem Ruf der Großen Rohrdommel endet nun die rund halbstündige Hommage an die Vögel der Schilfe, Teiche und Sümpfe. Schon früh hatte sich Messiaen, dieser streng gläubige Doyen der Nachkriegsavantgarde, in den Gesang jener gefiederten Freunde verhört, die für ihn die größten Musiker auf der Erde waren. Und seine Liebe ging soweit, dass er ihnen nicht nur mit seiner „Franziskus“-Oper gleich eine halbe Oper widmete. In Orchester-, Orgel- und eben auch Klavierkompositionen ließ er auch die exotischsten Piepmätze zu Wort kommen. Messiaen bedeutendster Zyklus ist zweifellos sein „Catalogue d´oiseaux“ von 1956-58. Insgesamt 13 Kapitel umfasst dieses Konvolut, in dem auch die „Gartengrasmücke“, der „Seidenrohrsänger“ sowie der Pirol ihren Auftritt haben. Und ihre funkelnden, mal zart wie ein Glöckchen und dann wieder perkussiv forschen Einlagen hat Messiaen in seine ganz eigene, prismatisch höchst sinnliche Klangsprache übersetzt. Mit Pierre-Laurent Aimard hat nun ein intimer Messiaen-Kenner dieses prachtvolle wie spieltechnisch extrem anspruchsvolle Werk aufgenommen. Doch Aimard ist nicht einfach der ideale Mann für all die verzwickten Rhythmen und leuchtkräftigen Farbakkorde, für die hochvirtuose Klangfülle und die sinnlich-süßen Klangwirkungen. Bei Aimard schwingt stets das Erbe von Claude Debussy und Pierre Boulez und damit zweier französischer Komponisten mit, mit denen er sich ebenfalls stets so intensiv wie ohrenöffnend auseinandergesetzt hat und zu denen Messiaen auf unterschiedliche Weise eine besondere Beziehung besaß. Noch ein Wort zur Produktion: Der auch klangtechnisch exzellenten Gesamteinspielung des „Catalogue d´oiseaux“ liegt eine DVD bei, auf der Aimard über dieses Werk und den Menschen Messiaen erzählt. Und als Bonus liegen der Box doch glatt zwei Vogelfedern bei! Ein Hoch auf denjenigen, der diese mühselige Verpackungsarbeit übernehmen musste!

Guido Fischer, 28.04.2018


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