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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Schubert, Frédéric Chopin, Franz Liszt, Igor Strawinski

Four Pieces – Four Pianos (Wanderer-Fantasie, 12 Etüden op. 10, Réminiscences de Don Juan, Drei Sätze aus „Petruschka“)

Alexander Melnikov

harmonia mundi HMM 902299
(80 Min., 10/2016, 5 & 8/2017)

Das nennt man wohl epochenübergreifende Originalklangpflege, die hier der russische Pianist Alexander Melnikov auf höchstem Niveau betrieben hat. Denn für sein Recital hat er den Entstehungsdaten der Werke entsprechend eben nicht auf nur eine gemittelte Tastenantiquität gesetzt, die von ihrem Klang möglicherweise für alle Stücke halbwegs geeignet gewesen wäre. Nein, es durften gleich drei historische Flügel sein, von denen Melnikov für das Finalstück schließlich noch an einen modernen Steinway gewechselt ist. Schuberts „Wanderer-Fantasie“ hat er auf einem leicht topfig klingenden, unterm Stich aber stramm auftrumpfenden Alois-Graff-Flügel aus dem Jahr 1828 eingespielt. Für Chopins 12 Etüden op. 10 entschied er sich für einen Pariser Érard-Flügel (1837), der volltönig für sich einnimmt, im Diskant fließend daherkommt und in den Bässen zum Glück nicht konturlos brummend. Das ideale Instrument fand Melnikov aber für Liszts „Réminiscences de Don Juan“ – ein Bösendorfer von 1875, der mit seinem opulenten und wuchtigen, jeden Saal mühelos füllenden Sound perfekt zu diesem spektakulären Tastendrama passt. Und weil Strawinski eben nicht nur ein Mann der Moderne war, sondern einer ihrer Wegbereiter, ist der Steinway von 2014 für das Funkelnde, Blitzende und Groteske der drei „Petruschka“-Sätze gleichfalls erste Wahl gewesen.
So ein auf dem Papier ausgefallen wirkendes Aufnahmeprojekt muss erst mal gehörig mit Leben gefüllt werden und damit auch den organisatorischen Aufwand rechtfertigen. Das aber ist Melnikov – bis vielleicht auf den dann doch etwas zu zahm geratenen Strawinski – mit Bravour geglückt. Bei keinem der Stücke aus dem 19. Jahrhundert fühlt man sich wie in einem Instrumentenmuseum. Vielmehr verlagert sich bei Melnikov auch dank seiner spieltechnischen Klasse die Aufmerksamkeit des Hörers schnell vom historischen Klang auf die eigentlichen Hauptdarsteller dieser Aufnahme, vier Komponisten und ihre Werke.

Guido Fischer, 24.03.2018


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