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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Salvation

Wanja Slavin Lotus Eaters

WhyPlayJazz/NRW RS035
(39 Min., 1, 3 & 9/2017)

Wer Lotusblüten isst, hört auf – so berichtet Homer in der Odyssee –, sich um die Heimfahrt zu kümmern; stattdessen möchte er einfach das Dasein genießen. Denn einige Sorten der Pflanze verfügen – so ist in einschlägigen aktuellen Foren nachzulesen – über psychoaktive Substanzen. Denkt Wanja Slavin daran, oder ließ er sich vom gleichnamigen britischen Spielfilm über heroinsüchtige Kids inspirieren?
Wie dem auch sei: Seine „Lotus Eaters“-Sextette versprechen „Salvation“, also Erlösung oder Seelenrettung. Hierfür setzt er drei verschiedene Besetzungen ein. Dabei wurden der Trompeter, der Kontrabassist und der Schlagzeuger je nach Erfordernissen der Stücke ausgetauscht. Lediglich Slavin selbst, der Tenorsaxofonist Philipp Gropper und der Pianist Rainer Böhm sind in allen sieben Stücken zu hören.
Im Titelsong reiben sich über einem dunklen Fundament der Klang von Slavins Altsaxofon an dem von Philipp Groppers Tenorsaxofon und Tom Arthurs Trompete, bis deren Melodien in hingepiepsten Tupfern verfließen. Die folgenden drei Titel greifen die Atmosphäre des Psychedelic Pop aus den 1960ern auf. Die nunmehr mit dem Trompeter Erik Kimestad Pedersen, dem Elektro-Bassisten Bernhard-Meyer und dem Drummer Nasheet Waits besetzte Band mengt etwas Zappa ins Geschehen, aber auch eine Spur der frühen Weather Report und verdichtet dies über einem ebenfalls von dunklen Klängen geprägten Fundament.
Das erste Stück im dritten Block, gespielt von der dritten Band-Variante mit Pedersen, dem Bassisten Petter Eldh und dem Schlagzeuger Ivars Arutyunyan, wirkt agiler, hippeliger und driftet auch in Bereiche mit elektronisch verzerrten Klangstrukturen ab. In der folgenden Ballade „Moonlight Becomes You“ ist von klanglicher Verfremdungslust nichts zu spüren, und der finale „Love Song“ erzählt eher von unzähligen Annäherungsversuchen als von romantischer Übereinstimmung. Aber das ist das Konzept: In jedem der sieben Stücke brechen die drei Varianten der Wanja Slavin Lotus Eaters die jeweiligen Konventionen auf.

Werner Stiefele, 03.03.2018


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