20 Jahre gibt es schon die von Schlagzeuger Brian Blade angeführte Band Fellowship. „Body and Shadow“ wiederum ist erst das fünfte Album der inzwischen als Sextett agierenden Formation (anfangs war man zu siebt, zwischendurch zu fünft). Blade, den man seit der Jahrtausendwende unter anderem als den Drummer von Wayne Shorter kennt, liebt es in Sachen Fellowship offenbar sehr spartanisch.
Das gilt auch für die Jubiläumseinspielung: Sie ist gerade mal eine halbe Stunde lang, besteht aus sechs Kompositionen und fängt mit dem von Präriestaub durchwirkten Hymnus „Within Everything“ so simpel und bescheiden an, dass man den Musikern Geld in den Kollektenbeutel werfen möchte.
Die Eröffnungsnummer steht stellvertretend für das Schattenhafte, das der Albumtitel evoziert. Am deutlichsten materialisiert es sich denn auch in den drei schlagzeuglosen Stücken, die den Namen „Body and Shadow“ tragen und verschiedenen Tageszeiten gewidmet sind: Mal hört man ein Mellotron, mal leise sirrende rückkoppelnde Gitarren, die sich gegenseitig anheulen, mal meint man, Bill Frisell Bassklarinetten dirigieren zu sehen. Düster geht es da zu, aber nicht hoffnungslos, wie das in der Albummitte angespielte Kirchenlied „Have Thine Own Way, Lord“ mit Jon Cowherd am Harmonium deutlich macht.
Wem dieses körperlose Spiel ein wenig zu ätherisch ist – die Band kann auch anders. Mit „Traveling Mercies“, „Duality“ und vor allem „Broken Leg Days“ zeigen Blade und seine Fellowship-Mitstreiter, dass sie auch Biss und die Luft für ekstatische Soli (Melvin Butler am Tenorsaxofon, Myron Walden am Alt) haben. Da kommt der Gedanke auf, dass man aus dem uneinheitlichen Material zwei Alben hätte machen sollen. Eines für den Körper, eines für die Seele. So ist es ein bisschen weder Fisch noch Fleisch.
Josef Engels, 16.12.2017
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