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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Loyset Compère

Missa Galeazescha (Music For The Duke Of Milan)

Odhecaton, Paolo da Col

Arcana/Note 1 A436
(65 Min., 5/2005)

Galeazzo Maria Sforza, Herzog von Mailand bis zu seinem gewaltsamen Tod anno 1476 im Alter von 32 Jahren – er wurde von drei Adligen im Mailänder Dom ermordet –, war ein überaus grausamer, aber auch ein kulturliebender Herrscher. Die eigenwillige Kombination von Brutalität und Sensibilität, die Tyrannen wie ihn zu wichtigen Figuren der europäischen Kulturgeschichte werden ließ, führt heute zu Kopfschütteln, war aber seinerzeit alles andere als ungewöhnlich. Loyset Compère, Gaspar van Weerbecke und Alexander Agricola gehören (neben Josquin Desprez) zu den berühmten Musikern, die der Herzog an seinen Hof zog und für sich komponieren ließ.
Bereits im Jahre 2005 hatte das Ensemble Odhecaton die jetzt wieder vorliegende „Missa Galeazescha“ und eine Reihe von dazu korrespondierenden Stücken eingespielt. Der Titel bezieht sich auf einen Codex von 1480 mit Musik von Loyset Compère, der posthum quasi als Hommage an den zu jener Zeit schon verstorbenen Herzog erinnert; irreführend ist die Betitelung des Werks, weil es sich nicht um ein Messordinarium handelt, sondern um einen Motettenzyklus, dessen einzelne Stücke stellvertretend für die üblichen Ordinariums- und Propriumsteile einer Messfeier gesungen werden konnten.
In prachtvoller vokal-instrumentaler Besetzung erklingen hier diese prominenten Beispiele für die polyphone Kunst in der dritten Generation der franko-flämischen Komponistendynastien. Hier steht noch nicht das kleingliedrige Imitationsverfahren auf Basis prägnanter Soggetti im Vordergrund, so wie es vom späten Josquin entwickelt wurde, sondern die kunstvolle kontrapunktische Verarbeitung gregorianischer Cantus firmi. Eine würdevoll ruhig dahinschreitende Musik von durchaus einnehmender, aber auch etwa distanzierter Schönheit entsteht auf diese Weise. Die Wiedergabe durch Odhecaton und die Instrumentalisten von La Pifarescha ist tadellos, die Wiederveröffentlichung dieses klingenden Belegs für die historische Bedeutung des Repertoires somit absolut gerechtfertigt.

Michael Wersin, 04.11.2017


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